Mallorcas größter Reichtum ist die 623
Kilometer lange Küste mit ihren Stränden – das steht für Mar Suau
außer Frage. Als touristisches Produkt sind Sonne und Strand im
Hochsommer ein Selbstläufer. Die Monate der Nebensaison – sogar
Juni und September – seien dagegen spätestens seit Beginn der
Wirtschaftskrise weniger gefragt, so die Leiterin der Fundació
Mallorca Turisme, die zuständig für die weltweite Vermarktung der
Insel ist. Rund um den Badeurlaub sind laut Suau deshalb neue Ideen
gefragt: „Die Gäste suchen etwas anderes als noch vor zehn
Jahren.“
Mittlerweile setzt die Tourismusstiftung verstärkt auf
Zusatzangebote wie Weinproben, Wandern und Radsport, Kultur oder
Kongresse.
Was nichts am Markenkern ändert, der die Insel so beliebt gemacht
hat. „Die Strände sind nach wie vor unser Starprodukt. Je nach
Markt haben wir aber eine zweite Säule, weil es Wachstumschancen
vor allem außerhalb der Sommermonate gibt“, sagt Suau. Im Juli und
August seien volle Häuser ohnehin garantiert.
Potenzial für die Zukunft sehen die Touristiker vor allem in
neuen Märkten wie Polen, Russland, den USA oder sogar China.
Mallorca-Aufenthalte werden auf globaler Ebene nicht als
wochenlanger Inselurlaub vermarktet, sondern als Ergänzung zum
Europa-Trip. „Wir sind gerade mal 20 Minuten von Barcelona
entfernt, das weltweit derzeit einer der angesagtesten Hotspots
ist“, erläutert Mar Suau ihre Strategie, den Trend zum Städtetrip
mit einem angehängten Strandurlaub auf Mallorca zu verbinden. Als
Trumpf im Wettbewerb mit anderen Destinationen gelten nicht nur die
hervorragenden Flugverbindungen, sondern auch die gute
Sicherheitslage. Auf der Insel könne man seinen Urlaub noch in Ruhe
mit der Familie verbringen und müsse sich keine Gedanken um
Kriminalität oder politische Umbrüche machen.
Damit Mallorca im harten Wettbewerb auch in Zukunft mithalten
kann, sei jedoch ein gutes Zusammenspiel zwischen den zuständigen
Behörden wichtig, sagt Mar Suau: „Um die Strände kümmern sich nicht
nur die Gemeinden, sondern auch das Gesundheitsministerium und das
Umweltministerium der Balearen sowie die spanische
Küstenschutzbehörde. Das war nicht immer so und bringt uns
inzwischen einen außerordentlich hohen Qualitätsstandard von der
Sauberkeit bis hin zu den Rettungsschwimmern“.
In der Tat kommt an Mallorcas Stränden vieles an Regeln und
wirtschaftlichen Interessen zusammen. Lizenzen für Sonnenliegen
oder „Chiringuitos” sind für die Betreiber Gold wert und bringen
auch den Gemeinden üppige Einnahmen. So werden zum Beispiel die
Liegen in den Abschnitten am Strand von Es Trenc für eine Pacht von
insgesamt einer Million Euro jährlich neu vergeben. Spaniens
Politiker betonen gerne, dass das Land mit dem Tourismus mehr
Umsatz erzielt als zum Beispiel der Iran mit Erdöl.
Verstärkt auf der Suche nach Rohstoff für ihre Produktionen ist
im Übrigen auch die Filmindustrie. Kamerateams sollen in Zukunft
die ruhigeren Monate des Jahres beleben und ihre Bilder von den
Stränden um die Welt schicken. „Wir haben die Mallorca Film
Commission gegründet, um dieses ungenutzte Potenzial endlich
auszuschöpfen“, sagt jedenfalls Tourismuschefin Mar Suau.
Drehgenehmigungen werden kostenfrei vermittelt, soweit sie mit den
Küstenschutzgesetzen im Einklang stehen.
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