Die Fans von Real Mallorca sind erstklassig. Das haben sie am
Samstagabend unter Beweis gestellt. Mehr als 23.000 waren dabei,
als die Inselkicker nach einer unglaublichen Zitterphase (siehe
nächste Seite) den Klassenerhalt feiern konnten. Die Anhänger haben
es verdient, dass ihr Team auch in der kommenden Saison in der
Primera División mitmischt - die 15. Spielzeit in Folge. Zuvor wies
die Klubgeschichte bereits zehn Jahre Erstliga-Fußball aus.
"Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen und mich für die
Unterstützung bedanken", meinte Vize-Präsident Llorenç Serra Ferrer
nach der Niederlage gegen Atlético Madrid. Zum zweiten Mal nach
2005 haben die Inselkicker die Saison auf dem ersten
Nichtabstiegsplatz beendet.
Es war ein Jahr, von dem sich anfangs viele nichts versprochen
hatten. Llorenç Serra Ferrer und ein neues Führungsteam übernahmen
den in der Insolvenz befindlichen Klub, Spieler wurden verkauft.
Der neue Trainer Michael Laudrup stand vor der Aufgabe, aus jungen
Kickern ein Team zu formen, das mithalten kann. Es klappte recht
gut, zwischenzeitlich schielte man sogar auf die Teilnahme an der
Europa League. Vor allem Laudrup aber war es, der immer wieder
warnte, erst müsse der Klassenerhalt rechnerisch sicher sein, dann
könne man weitersehen. Als habe der Däne geahnt, dass seine
Mannschaft noch einbricht ...
Das 3:4 gegen Atlético war Reals fünftes Spiel ohne Sieg in
Folge. In den letzten zehn Partien konnten gerade mal neun Punkte
eingefahren werden.
Als der Klassenerhalt geschafft war, meinte Laudrup: "Ich bin
glücklich, aber in der Schlussphase der Saison sind so viele Sachen
passiert, dass wir ein paar Tage brauchen, um uns darüber klar zu
werden, was eigentlich geschehen ist." Die ausführliche Analyse ist
also erstmal verschoben. Und im Umfeld von Real Mallorca wird stark
bezweifelt, dass Laudrup sie noch als Trainer der Inselkicker
präsentieren wird. Denn die Zeichen stehen auf Abschied.
Zwischen Serra Ferrer, der nicht nur für das Sportliche
zuständig, sondern auch Hauptaktionär des Klubs ist, und Laudrup
herrscht keine Harmonie mehr. Der Däne soll nur noch wenig Lust auf
Mallorca haben, weil die Möglichkeiten begrenzt sind. Er will
Garantien, dass er erfolgreich arbeiten kann.
Andererseits mehren sich auch die Stimmen, die meinen, man könne
angesichts der Leistungen in der vergangenen Woche nicht zufrieden
sein mit der Arbeit des 46-Jährigen.
Am Dienstag ist das Team von Real Mallorca nach Kolumbien
aufgebrochen. Zum Saisonabschluss steht dort am Freitag, 27. Mai,
ein Freundschaftsspiel bei Real Cartagena auf dem Programm. Während
der Reise soll es auch zum entscheidenden Gespräch zwischen Serra
Ferrer und Laudrup kommen. Sollte an dessen Ende die Trennung
stehen, könnte Serra Ferrer das Traineramt zusätzlich übernehmen.
Genug Erfahrung hat der aus Sa Pobla stammende Mallorquiner. Er
trainierte Mallorca von 1985 bis '95, dann Betis Sevilla ('93 bis
'97), wechselte in die Jugendarbeit des FC Barcelona ('97 bis 2000)
und übernahm dann für ein Jahr die erste Mannschaft von Barça. Es
folgten erneut zwei Jahre bei Betis und zwei beim AEK Athen (bis
2008).
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