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, 26. Mai – Nein, zu Schildkrötensuppe würde er die niedlichen Tierchen nicht verarbeiten, scherzt Frank Öhler. Dabei sei eine "Lady Curzon" nicht zu verachten. Der deutsche Sternekoch sitzt auf dem Rasen vor der "Villa Tortuga", um ihn herum kriechen große und kleine Schildkröten, die während des Fototermins in einem erstaunlichen Tempo immer wieder das Weite suchen. Neben dem Klicken der Kamera ist hier sonst nur das Zwitschern der Vögel zu hören. "Das ist Erholung pur hier, unglaublich, ich fühle mich schon nach drei Tagen wie neu geboren."

Bei seinem ersten Mallorca-Besuch vor einem Jahr war Frank Öhler zum Arbeiten auf der Insel, als Mitglied der "Kochprofis", die ein Restaurant in Cala Millor unter die Lupe nahmen. Drei Tage lang inspizieren Öhler und seine Kollegen dabei problematische Restaurants, krempeln Küche und Keller um und geben Tipps zur Verbesserung der Lokale. "Hier auf der Insel ist uns aufgefallen, dass es besonders kleine Restaurants in touristischen Gegenden schwierig haben", sagt Öhler. "Die All-inclusive-Hotels machen ihnen besonders zu schaffen, wenn die dann noch in kleinen Seitenstraßen liegen, haben sie eigentlich kaum eine Überlebens-chance", beschreibt er seine Erfahrungen mit den "Kochprofis".

Seit drei Wochen läuft die erfolgreiche RTL 2-Sendung zur Prime Time um 20.15 Uhr, die 150. Sendung wurde gerade abgedreht, und es ist kein Ende in Sicht. "Kochen im Fernsehen ist immer noch eine Garantie für hohe Einschaltquoten, auch wenn wir mit den ,Kochprofis' ja eher eine Psychoshow sind, in der die Leute beobachten, wie wir die Fehler der anderen aufdecken, Brot und Spiele." Beim Reden bewegt Öhler langsam die Finger seiner rechten Hand, und erinnert damit an einen fatalen Fehler, der ihm selbst letztes Jahr in der Küche unterlief: Ein schweres japanisches Messer war schlecht an der Wand befestigt, fiel herab auf die Arbeitsfläche und durchstach glatt seine rechte Hand. Nur einem guten Münchner Professor sei es zu verdanken, dass seine Hand trotz durchtrennter Sehnen heute wieder voll funktionstüchtig sei.

Der Unfall ereignete sich damals im eigenen Restaurant, denn der Sternekoch, mehrfach ausgezeichnet von Gault Millau, Guide Michelin und dem Varta-Führer, ehemaliges Mitglied der Köchevereinigung "Junge Wilde" und Begründer der "Cucina Erotica" , ist ganz nebenbei auch noch Inhaber der "Speisemeisterei" im Schloss Hohenheim in Stuttgart. 26 Mitarbeiter sorgen dort täglich für Küche auf Sterneniveau; Gourmets, Geldadel und Politiker aus der ganzen Welt hatte Öhler dort schon zu Gast. Ein Grund, warum er von Zeit zu Zeit so richtig urlaubsreif sei. "Vor einiger Zeit hatten wir mittags den Prinzen von Kuwait zu Besuch. Er kam mit 60 Gästen - unter ihnen Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann -, mehreren Bodygards, Notärzten und eigenem Rettungshubschrauber, und ließ am Ende eine Rechnung im hohen fünfstelligen Bereich begleichen." Kein Tropfen Alkohol sei während der Einladung des 83-Jährigen geflossen, dafür habe er nagelneues Porzellan und Besteck geordert sowie sechs in rot gekleidete Damen, die während des Essens Geige spielten.

Geboren wurde Frank Öhler vor 47 Jahren in Hawangen bei Ottobeu-ren. Die Modedesignerin und heutige Strenesse-Chefin Gabriele Strehle stammt aus demselben Dorf, "sie war eine Zeit lang mein Kindermädchen".

Vom täglichen Stress erholt sich Öhler zusammen mit Freunden und Kollegen nun also auf der abgelegenen Mallorca-Finca, Urlaub vom Kochen macht er aber nicht. Zusammen mit Kochprofi-Kollege Andreas Schweiger brutzelt er abends für die elfköpfige Truppe. "Gestern gab's Gazpacho und ein Nudelgericht, heute werden wir einen fetten Vogel in die Bratröhre schieben und Gemüse vom Grill dazu reichen." Von den mallorquinischen Supermärkten ist Öhler durchaus angetan: "Obst und Gemüse gibts hier reichlich und lecker, und auch das Geflügel sieht gut aus." Spanischen und mallorquinischen Wein trugen die Köche und Kollegen gleich literweise auf die Finca, ebenso wie mallorquinisches Olivenöl: "Einfach lecker!" Auf den Mallorca-Geschmack kam Öhler nicht nur durch seinen Arbeitsurlaub im letzten Jahr, sondern auch durch seinen Freund Klaus-Peter Exner, der seit Jahren auf der Insel lebt. Den früheren Foodfotografen lernte Öhler Anfang der 80er Jahre in dessen Atelier in Baden-Baden kennen. "Der Klaus hatte damals die Gerichte aller großen Köche vor der Kamera, bei ihm habe ich Kollegen wie Harald Wohlfahrt, Dieter Müller oder Stefan Marquardt getroffen." Als "Junger Wilder" sieht sich Öhler heute nicht mehr, eher als Unternehmer, der gelernt hat, dass Ruhm nicht alles ist. "Der Papst unter den Köchen ist für mich nach wie vor Eckart Witzigmann, doch es gibt auch jüngere Toptalente wie Joachim Wissler (Restaurant Vendôme im Granhotel Schloss Bensberg), Klaus Erfort (Schlosshotel Bühlerhöhe), Dieter-Müller-Schüler Nils Henkel (Gourmetrestaurant Lerbach in Bergisch Gladbach) oder Wohlfahrt-Schüler Christian Bau (Victor's Gourmet-Restaurant Schloss Berg in Perl-Nennig)." Spricht's und schlendert mit seinem Kaffee Richtung Pool. "Die anderen sind heute nach Palma zum Shoppen gefahren. Ich werde hier noch mal ein bisschen die Ruhe genießen."