, 26. Mai – Träume passen in keine Wahlurne, so
eine weit verbreitete Meinung auf der Plaça d'Espanya. Seit letzter
Woche wird dort mit Dauerdemonstrationen gegen die Wirtschaftskrise
und die etablierten Parteien protestiert. „Banco Santander
verbieten” oder „Nicht wählen gehen”, gehören ebenfalls zu den
Schlagworten.
Zeitweise ging die Zahl der Unzufriedenen, die spanienweit
überall auf den zentralen Plätzen campieren und debattieren, in die
Zehntausende. Die Bewegung steht unter dem Motto „Echte Demokratie
jetzt”.
Obwohl politische Kundgebungen an Wahlwochenenden in Spanien
verboten sind, wollten die Teilnehmer Samstag und Sonntag nirgendwo
im Land ihren Platz räumen und trotzten damit einem Beschluss der
zentralen Wahlkommission. Um die Wogen zu glätten, verzichtete
Innenminister Rubalcaba am Ende auf eine Auflösung der Proteste.
Lange Zeit hatte er die Demonstranten jedoch im Unklaren gelassen.
„Um Mitternacht wird der Platz geräumt”, befürchteten Mariano Marí
und Raúl León am Freitag, mit nervösem Blick Richtung Polizei.
Dazu kam es nicht, das große Happening mit Reden per Megafon,
Konzerten und Kleinkunstauftritten kann vorerst weitergehen. Zu den
abendlichen Vollversammlungen kommen nach wie vor Interessierte,
der harte Kern verbringt die Nacht in Schlafsäcken auf dem Boden.
Mit dabei sind Studenten, Arbeitslose und linke Gruppierungen,
tagsüber aber auch unauffällige Bürger wie Rentnerin Dolores
Sánchez.
Hoch über den Protestierern trägt Mallorcas steinerner König
Jaime I. unterdessen die isländische Fahne. Die Bewegung auf der
Insel hat die Plaça d'Espanya in „Island-Platz” umgetauft, denn die
Bürger des kleinen Staats gelten als Vorbild, weil sie sich in
einem Referendum geweigert haben, für eine teure Rettung von Banken
zu stimmen, die womöglich Kürzungen der Sozialausgaben notwendig
machen würde. Redner und Transparente fordern bezahlbare Mieten und
Arbeitsplätze oder kritisieren die Rente mit 67. Ein wenig erinnert
das Ambiente an den 1. Mai, der in diesem Jahr in Palma kaum
wahrnehmbar war. Ansonsten scheinen die Demonstranten allerdings
nicht viel gemeinsam zu haben. Geredet wird am Megafon auch über
Verschwörungstheorien, Solidarität mit Afghanistan, eine spanische
Republik oder den arabischen Frühling.
Ein Ende der Bewegung ist nicht abzusehen: Für den 30. Mai wird
aus Protest gegen die Banken zum kollektiven Geldabheben
aufgefordert. 155 Euro sollen es sein – möglichst am Schalter. Die
Summe steht für den 15. Mai, an dem die neue Bewegung begonnen hat.
Mittlerweile scheinen die Proteste allerdings abzuebben. Ein harter
Kern will weitermachen, doch in Palma kommen nur noch einige
Hundert Menschen zu den Vollversammlungen um 20 Uhr. Tagsüber
besteht das Programm aus Workshops. Aktuelle Infos gibt es im
Internet auf www.acam padapalma.es.
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