MM: Kennen Sie die Insel schon?
Schneider: Ich kenne die Insel wie meine Westentasche, weil ich
schon einmal mit dem Flugzeug dort drübergeflogen bin und mir alle
geografischen Merkmale gemerkt habe.
MM: Dann sagen Sie doch mal, was Ihnen zu Mallorca einfällt
...
Schneider: Zu Mallorca fällt mir ein: herrliche Wanderungen mit
Bergschuhen, blaues Wasser, natürlich auch ein paar Besoffene, aber
die gibt's ja heutzutage überall, und vor allem kalt und heiß.
Unten ist heiß, und oben auf'm Berg ist kalt.
MM: Und wie denken Sie über die Deutschen auf
Mallorca?
Schneider: Ich denke nur jetzt, wo ich diese Frage beantworte, an
die Deutschen auf Mallorca, ich kenne auch welche. Ich persönlich
wohne nicht gerne auf einer Insel, weil ich Robinson Crusoe gelesen
habe und ich denke, besser kann man es nicht machen.
MM: Ihr neues Bühnenprogramm heißt "Buxe voll". Was verbirgt
sich hinter diesem Titel?
Schneider: Eine Hose voll Musik.
MM: Ohne die neuen kreativen Einfälle von Helge Schneider zu
schmälern - bekommen die Fans auch Klassiker wie "Katzeklo" oder
"Es gibt Reis, Baby" geboten?
Schneider: Natürlich spiele ich diese Gassenhauer immer und ewig.
Ich finde sie ja auch gut, ich schäme mich nicht. Diese Einfälle,
die ich da damals hatte, haben mir ein sorgenfreies Leben
besorgt.
MM: Wenn Sie jemandem, der von einem anderen Stern kommt oder
auch nur aus einem Land, in dem man Helge Schneider nicht kennt,
erklären müssten, was Helge Schneider so macht, wie würden Sie das
tun?
Schneider: Dem würde ich glaub' ich gar nichts verraten.
MM: Hinter dem Helge Schneider, den die Öffentlichkeit kennt
und liebt, steckt ja ein ganz seriöser, intelligenter Mensch. Wie
viel vom öffentlichen, merkwürdigen Helge Schneider bekommen
eigentlich auch ihre privaten Freunde geboten? Und wie äußert sich
das im konkreten Beispiel?
Schneider: Ich denke, zum Beispiel in der Art, wie ich mein
Motorrad mit Pinsel und Farbe bemale oder auch wegen meinem Humor,
der ist ja nicht nur auf der Bühne präsent. Aber genau weiß ich
natürlich nicht, warum ich auch manchmal auf Leute normal wirke.
Vielleicht weil ich so unheimlich viel essen kann.
MM: Zu Ihrem Aufstieg in der Unterhaltungsbranche hat einst
auch ein Auftritt bei "Wetten, dass ..?" beigetragen. Haben Sie den
schrecklichen Unfall in der Show aus Düsseldorf vor dem Fernseher
erlebt und, wenn ja, was ist Ihnen dabei durch den Kopf
gegangen?
Schneider: Ich habe zufällig Fernsehen geguckt mit meiner kleinen
Tochter, da passierte das. Ich habe sofort gedacht, oh, jetzt ist
das zu Ende, denn man kann ja überhaupt nichts machen, wenn man,
gerade als Unterhaltungskünstler, dabei ist und das Ding moderieren
soll. Ich dachte, der arme Thomas Gottschalk. In seiner Haut wollte
wohl in so einer Situation niemand stecken. Die Sendung sofort
abbrechen, schoss mir durch den Kopf. Der Junge hatte etwas völlig
Unberechenbares gemacht und plötzlich verzogen sich die
Verantwortlichkeiten. Man denkt dann, das kann man doch nicht
zulassen, dass sich einer in eine solche Gefahr begibt. Das Gefühl,
das man dann als Talkmaster hat, ist sicherlich auch mit einer Art
Schuld für das schlimme Ereignis gepaart, obwohl Thomas Gottschalk
wirklich gar keine Schuld an dem Ding hat. Kann man so in derselben
Show weitermachen? Ich dachte, vielleicht geht Thomas Gottschalk
mit einer neuen anderen Idee zu einem anderen Sender oder etwas
wird grundlegend verändert. Aber alles, was jetzt passiert, hat als
Hintergrund dieses Bild eines Unglücks.
MM: "Wetten, dass ..?" plant wieder ein Sommer-Special, das
im Juni aus der Stierkampfarena von Palma kommen soll. Finden Sie
es trotz Ihrer Anmerkungen grundsätzlich gut und richtig, dass es
mit der Sendung weitergeht?
Schneider: Ich habe meine Gedanken dazu ja schon gesagt. Aber ich
muss an dieser Stelle auch sagen, dass ich mich überhaupt nicht
berechtigt fühle, eine Beurteilung in dieser Richtung
abzugeben.
MM: Haben Sie jemals davon geträumt, dass Sie nach einem
Rückzug von Thomas Gottschalk - wann auch immer der eines Tages
kommt - sein Nachfolger sein könnten?
Schneider: Nein. Ich habe natürlich genug Vorstellungskraft, mich
in die Lage eines solchen Moderators hineinzuversetzen. Aber das
ist nicht mein Auftrag, drücken wir es mal so aus.
MM: Was ist denn überhaupt der noch unerfüllte berufliche
Traum von Helge Schneider? Sehen wir Sie eines Tages vielleicht mal
als Tatort-Kommissar?
Schneider: Das ist auch nichts für mich, dazu gefallen mir die
ganzen letzten Tatorte nicht mehr so gut. Die Zeiten, wo noch
Kommissar Trimmel ermittelte, wird es wohl nicht mehr geben. Ich
konzentriere mich auf eine Anfrage aus Hollywood, wo ich Columbo
spielen soll. Das wäre eine Ehre für mich. Vielleicht würde ich
trotzdem absagen, weil ich nicht fliege. Auch nach Mallorca werde
ich mit dem Schiffchen kommen.
Die Fragen an Helge Schneider stellte MM-Redakteur Nils
Müller
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