Es ist bereits ihr vierter Besuch auf
Mallorca, und diesmal, freut sich Ute Lemper, wird auch Zeit sein,
die Insel zu erkunden: „Wir werden uns ein Mietauto nehmen.” „Wir”,
das sind ihr Lebensgefährte, der Musiker Todd Turkisher, und zwei
ihrer Kinder, Stella (13) und Julian (4) – und die Familie wird
natürlich ebenfalls im Publikum sitzen, wenn Ute Lemper am Samstag
mit „Last Tango in Berlin” im Teatre Principal von Palma das
diesjährige Jazz Voyeur Festival eröffnet.
In ihrem Programm streift die Künstlerin durch die Berliner
Kabarettszene der Vorkriegszeit, präsentiert eigene Kompositionen,
und natürlich dürfen Chansons von Edith Piaf bis Kurt Weill,
Bertolt Brecht und Léo Ferré nicht fehlen. Das Programm ist dennoch
nie exakt festgeschrieben, wird kreativ-spielerisch an Ort und
Rahmenbedingungen des Auftrittsortes angelehnt – denn kulturelle
Vorlieben gebe es schon, hat Ute Lemper festgestellt: „Beim
deutschen Publikum etwa kommt Zeitgenössisches besonders gut an.”
Mit welchem Publikum – eher spanisch, eher deutsch – sie auf
Mallorca rechnet? „Ich lasse mich überraschen.” Gesungen wird
sowieso in Deutsch, Französisch, Englisch – und neuerdings auch in
Spanisch: „Mit argentinischem Akzent.” Sprechen könne sie weniger,
doch über die Musik lasse sich deren Besonderheit feiner
„zelebrieren”. Bevor sie nach Mallorca kommt, stehen noch Konzerte
in Berlin und Sevilla auf dem Programm, auch darauf freut sie sich.
In ihrer früheren Wahlheimat Berlin war sie zuletzt vor zwei
Jahren, doch seit sie in New York lebt, kehrt sie regelmäßig nach
Deutschland zurück: „Ich bin gern Europäerin.”
Einen deutschen Pass hat „la Lemper”, wie sie seit ihrem
Durchbruch bei „Cats” 1983 ob der darauf folgenden Weltkarriere
genannt wurde, bis heute, sie fühle sich auch „nicht als
Amerikanerin, wohl aber als New Yorkerin”. Und schwärmt von der
„unvergleichlichen Szene” hier, dem faszinierenden „melting-pot”
der Kulturen, an deren gelassenem Lebensgefühl Paris oder London
nicht heranreichten: „Wenn hier Michael Douglas, Sarah Jessica
Parker oder Matt Damon durch die Straßen geht, dreht sich keiner
um.”
Ihr künstlerischer Schaffensdrang, sagt Ute Lemper, sei
ungebrochen, im Mittelpunkt habe für sie aber immer die Familie
gestanden. Das wachsende Bedürfnis nach Konzentration und Ruhe habe
sicher auch mit zunehmender Reife zu tun, das Schöne sei, dass sich
auch die Kunst für sie heute leichter anfühle: „Angst und Druck
lassen nach, ich suche heute vor allem danach, was Spaß und Freude
macht.” Politisch-soziale Themen seien ihr immer noch ein Anliegen,
aber eher als „satirisches Moment”. Und das dürfte auch bei ihrer
musikalischen Reise in Palma nicht zu kurz kommen.
Ute Lemper – Last Tango in Berlin, Samstag, 3. Juli, 22.30 Uhr,
Teatre Principal in Palma. Tickets (fast ausverkauft!). 25 bis 45
Euro, Tel. 902-332211.
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