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Malorca, 3. Juni – Fußballtrainer Friedhelm Funkel ist aus der ersten Bundesliga abgestiegen. In der kommenden Saison will er sein Team in Liga zwei zum Wiederaufstieg führen. Klingt logisch, ist es aber nicht ganz. Denn abgestiegen ist der 56-Jährige mit Hertha BSC Berlin. Wieder ins Oberhaus will er mit dem VfL Bochum, der ebenfalls den Klassenerhalt nicht schaffte.

Doch bevor Funkel mit den Ruhrpott-Kickern auf Punktejagd geht, frönte er jetzt einem lieb gewonnenen Ritual. Zusammen mit seinem Bruder Wolfgang und Freunden verbrachte der Coach ein paar Tage in Cala Rajada. Die Gruppe quartierte sich in der Fünf-Sterne-Herberge Lago Garden ein. Obwohl Friedhelm Funkel eine Wohnung in Cala d'Or hat, ist der jährliche Trip nach Cala Rajada so etwas wie ein Fixpunkt im Terminkalender.

„Für mich ist das aber kein reiner Urlaub”, stellt Funkel im MM-Gespräch klar. „Zwei bis drei Stunden pro Tag bin ich mit der Planung beschäftigt und führe viele Gespräche. Dank der modernen Kommunikationsmöglichkeiten geht das ja heutzutage auch von Mallorca aus.”

Nachdem die Trennung zwischen Hertha und Funkel beschlossene Sache war, griff Bochum schnell zu. Denn Funkel hat eine Serie zu bieten: Fünfmal trainierte er Teams der zweiten Liga, fünfmal gelang der Aufstieg. „Wenn wir die Mannschaft zusammenbekommen, die wir haben wollen, dann sehe ich gute Chancen, dass wir den Wiederaufstieg schaffen”, so der gebürtige Neusser. Neuss ist in etwa 60 Kilometer von Bochum entfernt, Funkel arbeitet wieder in seiner Heimatregion.

Nicht nur deshalb meinen viele Kritiker, dass die neue Verbindung passt. „Bochum ist ein sehr solide geführter Verein, der, und das wissen die wenigsten, 34 Jahre in der ersten Liga war – mit ganz bescheidenen Mitteln. Ich habe die Arbeit, die in Bochum gemacht wird, immer sehr geschätzt”, meint Funkel, der in den vergangenen Jahren Uerdingen, Duisburg, Rostock, Köln, Frankfurt sowie Berlin trainiert hat.

Die kommende Spielzeit ist bereits Funkels 20. Saison als Trainer in der ersten oder zweiten Bundesliga. „Wir haben uns schnell geeinigt, weil ich zu dem Verein Vertrauen habe. Ich habe ein gutes Gefühl. Das muss sein, wenn ich irgendwo unterschreibe.”

In Internetforen äußern Fans des VfL unter anderem die Meinung, dass Funkel für Bochum eine gute kurzfristige Lösung sei, man aber keinen Neuanfang erwarten könne. Das sieht der Trainer ganz anders: „Internetforen dienen dazu, irgendwelche Dinge loszuwerden, ohne sich mit der Materie richtig beschäftigt zu haben. Zumal die Einträge anonym sind.”

Der einstige Profikicker (Uerdingen, Kaiserslautern) verweist auf seine Zeit in Frankfurt, wo er von 2004 bis 2009 die Verantwortung trug. „Von der Mannschaft, die 2005 aufgestiegen ist, sind heute noch sieben Stammspieler da. Das ist einmalig in der Bundesliga.”

Das Engagement in Bochum sieht Funkel langfristig. Sein Plan ist, in den kommenden Jahren nochmal etwas aufzubauen wie in Frankfurt. „Wir wollen junge Spieler holen, die sich weiterentwickeln.” Wenn Funkel an seine Zeit in Berlin zurückdenkt, die mit dem bitteren Abstieg endete, trifft er eine Aussage, die zunächst überrascht: „Ich bereue keine Sekunde.”

Funkel, der im Oktober Lucien Favre als Cheftrainer beerbt hatte, erklärt: „Ich habe vom Winter an eine Mannschaft geformt, mit der die Arbeit richtig Spaß gebracht hat. Uns sind in der Rückrunde 17 gute Spiele gelungen. Das Trainerteam konnte die Mannschaft immer optimal vorbereiten, obwohl wir immer Letzter waren. Wir sind nie eingebrochen, nur Kleinigkeiten haben gefehlt.” Offenbar haben die Macher des VfL Bochum Funkels Arbeit beim Mitabsteiger ebenso gesehen ...

Trotz des neuen Engagements will Friedhelm Funkel übrigens auch künftig nicht auf Mallorca-Besuche verzichten. „Ich brauche nicht lange, um mich heimisch zu fühlen. Auf Mallorca bin ich fast schon zu Hause. Da lohnt sich auch mal ein Trip für zwei Tage.”