"Ich möchte beunruhigen“, sagt Eva
Choung-Fux über ihre Ausstellung in Can Prunera in Sóller. Und sie
tut es. „Hermanas/Sisters“ heißt die Auswahl von Holzschnitten und
Ölbildern, die die österreichische Künstlerin eigens für die Räume
in dem Jugendstilmuseum zusammengestellt hat. Schwierige Räume für
Arbeiten wie die von Eva Choung-Fux, die von der Stille, von der
Reflektion leben. Da stören die denkmalgeschützten Bauelemente wie
bunte Kacheln, ein gemusterter Fußboden oder historischen
Waschanlagen. „Ich stelle aber auch sehr gerne hier aus“, sagt Eva
Choung-Fux. „Denn dieses Untergeschoss ist ein Raum der Frauen.
Hier wurde gekocht, gelagert und gewaschen. Hier wurde für das
Wohlbefinden gesorgt. Eine Aufgabe, die Frauen von jeher
wahrgenommen haben.“
Eva Choung-Fux zeigt verschiedene Serien. „Verschleierte
Schwestern“ heißt eine Serie von übereinander gelagerten
Holzschnitten, die bereits in den Vereinigten Staaten zu sehen war.
Es sind Frauengesichter ohne Mund, im Format quadratisch, was über
die Darstellung hinaus beunruhigt. Die Augenlöcher – auf den ersten
Blick einander ähnlich – bringen für jede „Schwester“ einen anderen
Ausdruck, manche scheinen zu weinen, andere sind unendlich traurig,
andere haben noch Hoffnung, wieder andere aufmüpfig, als wollten
sie sich mit nichts abfinden.
Eine weitere Serie nennt die Künstlerin „Zwölf Schwestern“. Sie
ähneln ihren verschleierten Gefährtinnen, sind wie sie
verschlüsselte Gesichter, allerdings mit brandrotem Mund. Die
Schablonen der Augen hat sie dafür einfach herumgedreht. Auch hier
kommt Eva Choung-Fux mit einem Minimum an Ausdruckselementen
aus.
„Frauen bezogen immer Position, auch wenn sie nicht die gleiche
Anerkennung für gleiche Leistung bekamen. Kinder wurden geboren, ob
nach Vergewaltigung oder in Liebe gezeugt.“ Alle Holzschnitte sind
Unikate, siebenfach übereinander gelegt. Kernstück der Ausstellung
sind zwei Ölbilder, die Auftragsarbeiten sind. Mallorquinische
Familien haben Eva Choung-Fux Fotos ihrer Großmütter mit der Bitte
um Porträts überreicht. Die Gesichter schimmern aus mehreren
Schichten von Geschriebenem hervor, sanft, aber eindringlich: „Aus
der Distanz betrachtet können sie lächeln“, sagt Eva Choung-Fux.
Zwei Rosen hat sie wie Inkrustationen in die Bilder
eingearbeitet.
Die 24 übereinander geschriebenen Textschichten sind die
Lebensgeschichten der Großmütter, wie sie der Pfarrer von Campos
erzählt hat. Dazu die Gebete, die sie dreimal am Tag sprachen, ein
Gedicht von Antonio Machado (1875 – 1939) – „damit das spanische
Element Eingang findet“ – und einige Texte von Laotse, „weil ein
Enkel der Auftragsfamilien in China studiert“.
Bis 13. Juni „Hermanas/ Sisters“, Eva Coung-Fux, Can Prunera,
Sóller, Carrer de la Lluna 90. Dienstag bis Sonntag von 10.30 bis
18.30 Uhr. Samstags um 12 Uhr gibt Eva Choung-Fux eine Führung in
mehreren Sprachen
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