Wer im Internet nach Informationen über
Volker Bouffier sucht, der kommt zu der Auffassung, dass es sich
bei dem hessischen Innenminister um einen der meistgehassten
deutschen Politiker handelt. Warum ist das so?
„Das frage ich mich auch manchmal”, meint ein erholt wirkender
Bouffier im MM-Gespräch. Und hat eine Antwort parat: „Ich bin mit
Abstand der dienstälteste Innenminister der Bundesrepublik.
Innenminister sind in bestimmten Kreisen selten beliebt. Alles, was
in die extremen Ecken geht, zählt zu unseren ,Fans'. Und im Laufe
der Jahre kam da dann einiges zusammen.” Nicht zuletzt, weil der
58-Jährige auch als Freund des offenen Wortes und als
Law-and-Order-Fan gilt.
So machte er zum Beispiel 2006 Schlagzeilen, als er den heiß
diskutierten „Einbürgerungstest” präsentierte. Ein Grund für die
viele, harte Kritik im Internet sei zudem: „Ich erfreue mich der
besonderen Zuneigung einer Anarcho-Gruppe. Mir gefällt das auch
nicht, aber ich muss es hinnehmen.” So findet man im Netz
beispielsweise die genaue Wegbeschreibung zum Privathaus der
Bouffiers ...
Der Mann ist gefährdet, genießt ständig Personenschutz. Jetzt
aber, als der Minister auf Mallorca ein paar Tage Urlaub machte,
blieben die Beamten zu Hause. „Das ist hier schon eine
Grenzwanderung”, räumt Bouffier ein. Die spanische Polizei war
informiert, man begrüßte den speziellen Gast bereits am
Flughafen.
Bouffier quartierte sich mit Ehefrau Ursula und einem
befreundeten Ehepaar im Hotel Riu Bravo an der Playa de Palma ein,
direkt zwischen „Bierkönig” und Mega-Park. Auf dem Programm standen
Minigolf, Radausflüge, Entspannung auf der Hotelterrasse, aber auch
der abendliche Bummel an der Playa. Die Bouffiers kennen Mallorca
seit vielen Jahren. „Ich muss nichts mehr besichtigen, ich hab's
schon gesehen”, so der in Gießen geborene und aufgewachsene
Rechtsanwalt, der sich seit der Jugend politisch engagierte.
Ständig Streit, Vorwürfe, Anfeindungen und der Gedanke an
mögliche Gefahren für sich und die Familie – warum ist Volker
Bouffier eigentlich noch immer in der Politik? „Ich will die Welt
noch verändern. Jedenfalls da, wo ich kann. Und wenn ich es nicht
mehr kann, dann habe ich es wenigstens probiert. Und dann höre ich
auf.” Dass nicht jeder toll findet, in welche Richtung er die Welt
verändern will, das nimmt Bouffier im Rahmen der Meinungsfreiheit
in Kauf.
Der Hesse kommt aus einer politischen Familie: „Mein Großvater
hat bei uns '45 die CDU mitbegründet. Ich war Schulsprecher in der
APO-Zeit. Der einzige Schulsprecher der Gegend, der nicht links
gewesen ist. Später kam ich zur Jungen Union. Wenn ich irgendwo
aufgetreten bin, flogen die Eier.” Auch das kennt der Mann also
schon seit langer Zeit.
1982 wurde Bouffier Mitglied des hessischen Landtags. In der
Regierung von Walter Wallmann war er Staatssekretär im
Justizministerium. 1999 nahm er das Angebot an, Hessischer
Innenminister zu werden. Ob damit das Ende der Fahnenstange
erreicht ist? In Hessen wird immer wieder danach gefragt, wie lange
Roland Koch noch im Amt des Ministerpräsidenten verweilt.
In diesen Tagen geistert erneut die Vermutung durch die Medien,
Koch soll Wolfgang Schäuble als Bundesfinanzminister ersetzen. Man
handelt Bouffier für diesen Fall als möglichen Nachfolger von Koch.
„In der Politik kann man nichts planen. Wie gesagt: Solange ich
noch etwas bewegen kann und man Vertrauen in mich setzt, mache ich
weiter.”
Und wenn Kanzlerin Angela Merkel ihn morgen fragte, ob Volker
Bouffier Bundesinnenminister werden möchte, was würde er dann
sagen? „Dann würde ich sagen: Ja. Das ist eine spannende Aufgabe.
Aber diese Frage sehe ich nicht.”
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.