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Menschlichkeit: Das ist der Schlüssel, der Elena Mesquida 2004 auf die Idee brachte, den Verein „Mamalena” (www.mamalena. org) zu gründen, mit dem Ziel, in Spanien, genauer: auf Mallorca, das erste Kinderhospiz zu errichten. Über Jahre hat die gelernte Krankenschwester auch im Ausland – in El Salvador – mit schwerkranken Kindern gearbeitet: „Wobei die Kinder in El Salvador vor allem an den Folgen von Unter- und Mangelernährung litten.” Dennoch haben ihre Erfahrungen mit Kindern in Not sie, die selbst Mutter von zwei Töchtern (14 und zehn) und einem Sohn (drei) ist, vor allem eines gelehrt: „Diese Menschen – die kleinen Patienten wie ihre Angehörigen – brauchen unsere Hilfe.”

Ein Hospiz, den meisten als eine Einrichtung der Sterbebegleitung bekannt, ist ähnlich wie ein kleines Pflegeheim organisiert. In einem Kinderhospiz indes, das ambulante wie auch stationäre Einrichtungen für unheilbar erkrankte Kinder, deren Eltern und Geschwister umfasst, so Elena Mesquida, gehe es vor allem darum, „die Lebensqualität aller, die von der Krankheit betroffen sind, zu verbessern”.

Denn: Die intensive Pflege des Kindes führe auch dazu, dass im Alltag die Erholung der Eltern – „Oft liegt die Verantwortung vor allem bei der Mutter” – und die Zuwendung gegenüber den gesunden Geschwistern zu kurz komme: „Da sie wegen der Krankheit zwangsläufig mit weniger Aufmerksamkeit der Mutter oder Eltern auskommen müssen, kann es zu spezifischen Problemen, etwa mit Drogen, kommen, um so – oft unbewusst – mehr Beachtung einzufordern”, hat die 41-Jährige beobachtet.

In einem Kinderhospiz besteht daher die Möglichkeit, dass sich die Eltern für eine begrenzte Zeit aus der Pflege herausnehmen können und von professionellen Helfern ersetzt werden. Ein wichtiger Aspekt dabei, so Elena Mesquida, sei auch die soziale Komponente: „Mütter fühlen sich oft sehr allein gelassen mit ihrer großen Verantwortung. Hier können sie sich, auch ganz zwanglos, in der Küche oder bei einem Kaffee, austauschen und gegenseitig stärken.”

Mehr Lebensqualität und -freude in einer schweren Zeit: Dieses Ziel stand vor Kurzem auch bei der Malaktion in der Kinderkrebsstation des Krankenhauses Son Dureta im Vordergrund, wo Elena und ihre fünf Mitgründerinnen von „Mamalena” Wände und Türen bemalten: einen Regenwald und Meeresgrund, Bäume, Tiere und viele andere bunte Motive bringen nun Farbe in die einst nüchternen Gänge.

Als nächstes Projekt steht im Mai das Son Llàtzer auf dem Plan – „Humanisierung der Medizin” nennt Elena das und fügt hinzu: „Man kann mit relativ wenig so viel ausrichten.”

In verschiedenen deutschen Kinderhospizen hat sie sich bereits umgeschaut, der Leiter der Hamburger Einrichtung „Sternenbrücke”, die 2003 eröffnet wurde, hat sie auch schon hier in Palma besucht. Zu Beginn ihrer Arbeit war Elena erstaunt, wie wenig – im Vergleich etwa auch zu Großbritannien – Kinderhospize in Spanien bekannt sind. Woran das liegt, vermag sie nicht genau zu sagen, vielleicht weil in einem Kinderhospiz – wie in einem Erwachsenenhospiz – auch die Möglichkeit zur Sterbebegleitung besteht. Und das sei für viele möglicherweise ein Tabu: „Wie eine unbewusste Abwehr – nein, mein Kind wird nicht sterben.”

Dabei geht es Elena und dem Verein „Mamalena” doch in erster Linie ums Leben – ein besseres Leben – für schwerkranke Kinder und ihre Familien: „Darum denken wir zunächst an eine ambulante Einrichtung als Begegnungsstätte und Alltagshilfe für Betroffene.” Klar seien noch einige behördliche und viele finanzielle Hürden zu überwinden, dennoch: „Die ersten Schritte sind getan, wir machen weiter – und freuen uns natürlich über jede Unterstützung.”