Als wäre es nicht schon nervig genug,
sollte einem - zumeist noch neben weiteren Wertsachen -
Personalausweis oder Reisepass gestohlen werden oder sonstwie
verlustig gehen, droht jetzt zusätzlicher Ärger bei Antritt des
Rückflugs ohne gültiges Reisedokument. Leidvoll erlebt von
MM-Leserin Maria F., der im Mallorca-Urlaub die Handtasche mit
allen Papieren geraubt worden war. Wenigstens wusste sie sich im
Besitz einer Fotokopie ihres Reisepasses, doch als sie damit die
Rückreise nach Deutschland antreten will, wird ihr am
Check-in-Schalter im Flughafen Son Sant Juan mitgeteilt, dass man
Kopien von Pässen als Ersatz nicht akzeptieren könne. Maria F. ist
verwirrt und erbost zugleich, hatte die Airline ihres Vertrauens
bei vorherigen Telefonaten doch noch durchaus Entgegenkommen
gezeigt: "Da hieß es noch: Wir lassen niemanden am Boden, der
regulär gebucht hat". Und nun das: "Mit Hinweis auf die
Transportbedingungen verweigerte man mir strikt die Bordkarte."
Maria F. hat Glück im Unglück: Durch die tatkräftige
Unterstützung der Familie daheim und fremder Mallorca-Urlauber am
Flughafen Köln/Bonn wird ihr Personalausweis als Ersatzdokument
relativ schnell eingeflogen: "Und auch das war ganz schön schwierig
- denn die Airline selbst darf aufgrund der rechtlichen
Bestimmungen keine Ausweispapiere auf einen regulären Flug nach
Mallorca mitnehmen."
Der Fall von Maria F. dürfte kein Einzelfall bleiben. Was viele
Mallorca-Urlauber nicht wissen: Die Behörde für Flugsicherheit des
spanischen Verkehrsministeriums ("Ministerio de Fomento") hat die
Sicherheitsbestimmungen ab dem 1. Februar 2010 verschärft und alle
Airlines strikt angewiesen, ausschließlich Passagiere mit gültigen
Reisedokumenten - Reisepass oder Personalausweis - an Bord zu
lassen. Diese Regelung ist zwar nicht neu, bislang aber ließen
Airlines auf Mallorca, etwa im Fall von Diebstahl, eine gewisse
Kulanz gelten: Waren die Daten des betroffenen Passagiers beim
Hinflug bereits eingebucht, konnte er den Diebstahl durch eine
Anzeige bei der Polizei mit entsprechendem Formular ("denuncia")
nachweisen und von mitreisendem Partner oder einer Gruppe zudem
persönlich identifiziert werden, stand dem Rückflug nach Alemania
bis dato zumeist nichts im Wege.
Seit dem 1. Februar nun verlangt das spanische "Ministerio de
Fomento" aus Sicherheitsgründen eine "zweifelsfreie Feststellung
der Identität" vor Antritt des Fluges. Bei Diebstahl oder Verlust
von Reisepass oder Personalausweis muss das zuständige Konsulat ein
Ersatzdokument ausstellen: den "Reiseausweis als Pass-Ersatz", so
der offizielle Name.
Das deutsche Konsulat in Palma, so dessen Leiter Wolfgang
Wiesner, kann dieses Dokument nur anhand einer
Identitätsüberprüfung durch die deutschen Passbehörden oder von
amtlich beglaubigten Fotokopien von Pass oder Personalausweis
ausstellen. Und rät daher allen Reisenden, prophylaktisch eine
amtlich beglaubigte Fotokopie des Reisedokuments getrennt im
Urlaubsgepäck mit sich zu führen, um im Fall von Diebstahl oder
Verlust gewappnet zu sein.
Sind solche Hilfsmittel nicht zur Hand, schaltet das Konsulat
die zuständigen Behörden in Deutschland ein, um die Identität des
Antragstellers mittels entsprechender Dokumente inklusive Passbild
zweifelsfrei zu ermitteln. Besonders heikel ist es natürlich,
sollte sich so ein Diebstahl am Wochenende ereignen: "In einem
solchen Fall kann das Konsulat keinen Pass-Ersatz ausstellen, bis
am Montag die zuständige Behörde in Deutschland wieder erreichbar
ist." Aufgrund der verschärften Bestimmungen rechnet Wolfgang
Wiesner künftig mit einem signifikanten Anstieg von Anfragen und
damit einem erhöhten Bedarf an Konsulatsmitarbeitern. Ginge man
etwa davon aus, dass von den rund 2'4 Millionen Mallorca-Fluggästen
bei Air Berlin nur ein Prozent betroffen seien, wären das allein
20.000 bis 24.000 zusätzliche Konsulatsanfragen: "Und das ist mit
unserem bisherigen Mitarbeiterkontingent nicht zu bewältigen."
Als "gültiges" Dokument wird ein deutscher Reisepass oder
Personalausweis bei Reiseantritt übrigens auch noch anerkannt, wenn
er maximal ein Jahr abgelaufen ist. Interessantes Detail: Spanier
dürfen laut Bestimmungen ihres Landes noch mit einem Pass nach
Deutschland reisen, dessen Gültigkeit schon bis zu fünf Jahre
überschritten ist. Gegen diese unterschiedliche Strenge der
Bestimmungen und ihrer Kontrolle innerhalb der EU werden inzwischen
immer mehr kritische Stimmen laut. Dennoch: Stichprobenartige
Kontrollen und drohende Bußgelder bei Nichteinhaltung der
Sicherheitsvorgaben sorgen bei allen Airlines auf Mallorca, von Air
Berlin bis Condor, Easyjet, Rynair oder Tuifly, aktuell für eine
einheitliche Ansage: "Wir halten uns an die Bestimmungen."
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