Als der balearische Ministerpräsident
Francesc Antich 2007 die Regierung übernahm, vergab der Sozialist
das wichtige Amt des Tourismusministers an den kleinen
Koalitionspartner Unió Mallorquina (UM). Das war sicherlich ein
guter Schachzug, denn nach den Erfahrungen der ersten
Regierungszeit Antichs samt „Fortschrittspakt” (1999-2003) und dem
Debakel der Touristen-Abgabe „Ecotasa” hätte die Tourismusindustrie
einen sozialistischen Fachminister nur mit der Faust in der Tasche
begrüßt.
Dass Antich aber gleich drei Tourismusminister der UM in einer
einzigen Legislatur erleben dürfe, noch dazu in Zeiten, in denen
die Wirtschaft der Insel massiv in die Krise schlittert – das hätte
sich selbst der Regierungschef nicht träumen lassen.
So hat also nach Francesc Buils und Miquel Nadal nun Miquel
Ferrer das ministerielle Ruder übernommen. Dabei ist eine
interessante Entwicklung zu beobachten. Buils wurde von der
Tourismusindustrie mit Skepsis empfangen und bei seinem
parteipolitisch erzwungenen Rücktritt mit Lob verabschiedet. Bei
Miquel Nadal lief es genauso. Und der Neuling Ferrer wurde gleich
mit Lobeshymnen begrüßt, nachdem er versprochen hatte, die Arbeit
seiner Vorgänger kontinuierlich fortsetzen zu wollen. Sowohl die
Hoteliers als auch die Gewerkschaften waren demnach mit dem Werk
der Minister durchweg zufrieden.
Die Frage ist, ob dies hilft, Mallorca aus der Krise zu führen.
Zu tun gibt es für den neuen Mann genug. Da sind einmal so ganz
schlichte Probleme zu lösen wie mehr Sauberkeit und Sicherheit an
der Playa de Palma (siehe MM 50/2009). Zu überdenken wäre
auch, ob die Werbemittel bislang bestmöglich eingesetzt wurden.
Zieht der Tennis-Spieler Nadal in Deutschland überhaupt? Weiter:
Ist das Beschäftigungsmodell auf den Inseln (sechs Monate Saison,
sechs Monate alles dicht) noch zeitgemäß? Wie schafft man
Hotellerie-Arbeitsplätze in touristischen Schwerpunktzonen wie
Palma, Sóller, Alcúdia – im Winter? Und warum nicht mit
steuerlichen Anreizen?
Miquel Ferrer bedarf nicht nur des Lobes der Hoteliers. Er muss
die Unternehmer regelrecht in die Pflicht nehmen, damit sie wieder
„zum Pferd werden, das den Karren zieht”, wie es Churchill
formulierte. Keine leichte Aufgabe. Dennoch: Viel Erfolg, Herr
Minister!
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.