TW
0

Neckisch wippt die Schleife aus weiß-blauem Geschenkband an der Hotpants im Takt: „Zickezackezickezacke hei, hei, hei“ kreischt ihre Trägerin im Gleichklang mit der Bandsängerin, ihre Beine stampfen im Rhythmus auf der Zeltbank und die blonden Zöpfe fliegen durch die Luft, als hätten sie ein Eigenleben. Bayern ist los im Oktoberfestzelt am Boulevard in Peguera. „Gott, ist das geil!“ ruft ein junger Bursche in Lederhosen, klopft sich auf die Schenkel. Die Stimmung tobt, überall erhitzte Gesichter. Das halbe Zelt ist zum Tanzen keck auf die Bänke geklettert, Bier spritzt aus den Maßkrügen. Ab und an ein tiefer Schluck – ja, das erfrischt! Beherzt gibt ein Mann seiner Banknachbarin einen schallenden Klatsch auf den Po: „Joanna, du geile Sau“ grölt er.

Im Büro hinter den Kulissen unterdrückt Festzeltwirtin Nadine Mörz alle paar Minuten ein Gähnen. „Leo, ich brauch dringend eine Cola!“ fleht sie einen Mitarbeiter an. Es ist der fünfte Tag des Oktoberfestes in Peguera, „mehr als vier Stunden Schlaf sind nicht drin“, erklärt die 31-Jährige entschuldigend, erst wenn sie gegen drei Uhr morgens die 50 Bedienungen abgerechnet hat, komme sie ins Bett – morgens um acht sind sie und ihr Vater Jochen dann wieder die Ersten im Zelt. „Aber des passt scho“, sagt sie mit einem Augenzwinkern, „wir sind sehr zufrieden, die ersten Tage waren super super gut!“, freut sie sich. „Ich finde es klasse, wie viele Mallorquiner mittlerweile zu Wiederholungstätern geworden sind: Am Sonntagabend hatten wir sogar deutlich mehr Spanier als deutsches Publikum im Zelt!“

Und wenn die Bands, insgesamt sorgen drei Kapellen für Stimmung, „Y viva España“ spielten, gäbe es gar kein Halten mehr, „die Spanier sind so ein dankbares Publikum, die freuen sich echt über alles – und sie sprechen dem bayerischen Essen unwahrscheinlich gut zu!“

Die acht Grills und fünf Kombidämpfer laufen auf Hochtouren: 400 Henderl, 600 Haxen (der Verkaufsschlager), 140 Kilo Sauerkraut, 200 Kilo Kartoffelsalat... – das Inselpublikum haut am Tag ganz schön was weg. Das meiste davon ist direkt aus Bayern importiert, 350 Tonnen hat die Familie Mörz in zehn Sattelzügen insgesamt auf die Insel geschafft.

„Muy muy bueno!“ finden Daniel, Moises und Toni das Essen, wischen sich die fettigen Münder und ordern gleich noch ein Bier. „Wir sind das erste Mal hier“, erzählt Moises, „und echt platt, wie ausgelassen die Deutschen feiern können, so was hab ich ja noch nie gesehen!“ In den nächsten Tagen wollen sie gleich noch einmal wiederkommen, „aber nicht nur, weil das Essen so gut ist, sondern auch die Mädchen“, fügt Toni frech hinzu. Da bringt „Tellertaxi“ Alex schon die Frischgezapften, improvisiert mit den Maßkrügen eine Art Hütchenspiel, tanzt dabei zum „Fliegerlied“. Elf Stunden schon ist er auf den Beinen. „Aber wer seinen Job gut macht, der ist immer mit dem Herzen dabei“, sagt er, lacht über beide Backen.

Nadine Mörz weiß, was ihre 160 Leute hinter den Kulissen leisten – besonders rangenommen würden auf Mallorca wegen den vielen Essensbestellungen das Dutzend Personal in der Küche und die Bedienungen, „denn die Spanier trinken lieber zwei Halbe als eine Maß, da muss man also doppelt so oft laufen“.

Eine ruhige Kugel schieben dagegen die Security-Männer: „Es ist unglaublich, wie hier Deutsche, Spanier, Mallorquiner, Franzosen, Holländer und Engländer so friedlich miteinander feiern“, betont Nadine Mörz, „wir hatten bislang einen einzigen Einsatz unserer Sicherheitskräfte. In Bayern hätte es da schon längst eine ganze Reihe Schlägerei gegeben!“