Ein ungewöhnlicher Konzert-Event steht
bevor: „Wien trifft Köln in Capdepera” heißt es am Samstag, 24.
Oktober, ab 19 Uhr im Theater von Capdepera. Karten gibt es für 15,
25 und 35 Euro in der Bar „Casa Nova” in Cala Rajada sowie im
Tourismus-Informationsbüro des Ortes. „Wien trifft Köln in
Capdepera” bringt zusammen, was bisher nicht zusammengehörte: die
Lieder des österreichischen Liedermachers Rainhard Fendrich und die
der Kölner Kultband Bläck Fööss. Kafi Biermann, Bömmel Lückerath
und Hartmut Priess von den Fööss werden (unterstützt von Pianist
Bernd Speyer) gemeinsam mit dem Austropop-Star auf der Bühne
stehen. MM sprach mit Fendrich, Biermann und Organisator Max
Stebegg (Wirt des „Casa Nova”).
Mallorca Magazin: Wie kam es zu dem ungewöhnlichen
Konzert?
Max Stebegg: Rainhard hat mir schon häufiger angeboten, in
der Region um Capdepera, wo im Herbst nicht allzu viel los ist,
etwas Kulturelles auf die Beine zu stellen. Dieses Benefizkonzert
soll nur ein Anfang sein.
Rainhard Fendrich: Wir wollten die Veranstaltung eigentlich
im neuen Kulturzentrum in Cala Rajada machen, da hätten 400 Leute
reingepasst. Man hat uns versichert, dass es im September fertig
gebaut ist. Das ist aber leider nicht so. In Capdepera haben nun
nur etwa halb so viele Gäste Platz. Da wir aber schon so weit
waren, haben wir gesagt, wir machen dieses Benefizkonzert für
sozial schwache Menschen in Capdepera. Man glaubt gar nicht, wie
viele Leute hungern. Der Reinerlös wird zwar nicht so ausfallen wie
ursprünglich geplant, aber wir wollen einen Anfang machen. Und da
sowohl die Bläck Fööss als auch ich in Mundart singen, finde ich es
reizvoll, etwas zusammen zu machen.
Kafi Biermann: Von der Idee, etwas zusammen zu machen, war
ich auch sofort begeistert.
MM: Anhand des Titels lässt sich das Programm des Abends
erahnen. Was aber darf das Publikum genau erwarten?
Fendrich: Zuerst singe ich, begleitet von Dieter Kolbeck am
Piano, 35 bis 40 Minuten Lieder aus meinem Soloprogramm, dann
stehen die Bläck Fööss etwa genau so lang auf der Bühne. Im dritten
Teil treten wir zusammen auf.
MM: Was für Lieder gibt es dann?
Biermann: Vorgesehen sind drei Lieder von den Bläck Fööss
und drei aus dem Repertoire von Rainhard, die wir gemeinsam singen
werden.
Stebegg: Rainhard wird dann die Bläck Fööss-Lieder anstimmen
und Kafi die Fendrich-Songs.
Fendrich: Es ist doch reizvoll, mal zu gucken, wie der
andere kocht. Und es muss uns ja auch Spaß machen.
MM: Sie haben eben schon das Stichwort Mundart erwähnt.
Erleben wir Rainhard Fendrich mit perfektem kölschen Gesang?
Fendrich: Also, Kölsch werde ich nicht lernen. Ich bin aber
ein bisschen neidisch, weil die Kölner Szene eine sehr gut
funktionierende Infrastruktur hat, was ihre Sprache betrifft. Das
vermisse ich ein bisschen in Österreich. Ich bemerke das bei
unseren Nachwuchskünstlern, die ja vor allem aus Castingshows
entstehen. Bedauerlich, weil man ihnen die Basis nimmt. Den Weg
nach oben muss man zu Fuß gehen, nach untern kann man dann den Lift
nehmen. Man versucht auch sehr, sich an erfolgreiche hochdeutsch
singende Künstler anzupassen und verliert etwas die eigene
Identität. Es gibt keinen Nachwuchs für den Austropop mehr und auch
keine Plattform. Mundart muss es ja nicht unbedingt, aber es kann
doch österreichisch gefärbte Musik sein. Aber das sei heute nicht
mehr gefragt, sagen die Leute in den Plattenfirmen, die darüber
bestimmen, wie der Markt sich zu verhalten hat.
MM: Ist die aktuelle Situation in Köln denn wirklich eine
andere?
Biermann: Die Kölner Musikszene ist im Moment in. Es gibt
viele erfolgreiche Gruppen, die die Musik über die Stadtgrenzen
hinausgetragen haben. Mit dem Nachwuchs verhält es sich allerdings
ähnlich, wie Rainhard es gerade geschildert hat. Viele Künstler
singen lieber hochdeutsch, als sich auf Kölsch einzulassen. Aber es
gibt einiges an Nachwuchsarbeit, woran sich auch die Bläck Fööss
beteiligen, zum Beispiel Schulprojekte. Ich bin aber jetzt erstmal
sehr gespannt, wie zwei verschiedene Mundarten zusammen
funktionieren ...
Fendrich: Es wird funktionieren, da bin ich sicher.
MM: Welche kölschen Lieder wollen Sie denn an dem Abend
anstimmen?
Fendrich: Wahrscheinlich „En unserem Veedel”, „Frankreich,
Frankreich” und „Weihbischof”.
MM: Und die Kölner Antwort?
Biermann: „Macho, Macho”, „Es lebe der Sport” und „Herz wia
a Bergwerk”.
Fendrich: Das Ganze ist eine lustvoll spannende
Herausforderung.
MM: Herr Biermann, Sie sind seit mehr als zwei
Jahrzehnten mit einem Zweitwohnsitz in Capdepera vertreten und
wollen irgendwann ganz auf die Insel ziehen. Es scheiterte bisher
daran, dass die Finca immer noch nicht an das Stromnetz
angeschlossen ist. Ist das immer noch der aktuelle Stand?
Biermann: Ja. Leider.
MM: Und Sie, Herr Fendrich, waren früher in Sóller
ansässig und verbringen inzwischen viel Zeit in Ihrem Haus bei
Artà, oder?
Fendrich: Ja, wenn ich länger als eine Woche Zeit habe, dann
bin ich hier. Mir gefällt es einfach, es wird auch nicht
langweilig. Ich habe ein sehr schönes Umfeld, ich bin umgeben von
netten Menschen, was mir sehr wichtig ist. Ich fühle mich ein
bisschen wie ein Fremder, der die Kultur respektiert, in der er
lebt, aber ein wenig auch seine eigene haben will.
MM: In den vergangenen zwei Jahren waren Sie beruflich
sehr aktiv. Sie haben viele Konzerte mit Ihrem Soloprogramm
gegeben, Theater gespielt, in Österreich eine TV-Show moderiert.
Was kommt jetzt?
Fendrich: Ich arbeite an einem neuen Album. Wie lange es
dauert, das bestimmt die Zeit. Das Wort Abgabetermin ist aus meinem
Wortschatz gestrichen.
MM: Und was steht aktuell bei den Bläck Fööss an?
Biermann: Wir feiern im kommenden Jahr das 40. Jubiläum. Es
ist einiges geplant, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Unter anderem wollen die Kollegen an die anfänglichen
Ruhmes-stätten zurückkehren, es soll Auftritte mit Zeitgenossen von
damals geben.
MM: Zum Abschluss noch eine Frage an den Organisator.
Beginn um 19 Uhr, das ist für hiesige Verhältnisse sehr früh. Warum
um diese Zeit?
Stebegg: Wir waren froh, das Theater in Capdepera überhaupt
zu bekommen. Und dort findet am späten Abend noch ein
Saxofonkonzert statt. Aber dafür gibt es im „Casa Nova” in Cala
Rajada eine wunderschöne After-Show-Party, es wird zudem der letzte
Abend dort für diese Saison sein.
Fendrich: Da können wir dann auch Fremdrepertoire spielen
wie „Born to be wild” oder „Highway to hell”.
MM: Soll dort weitermusiziert werden?
Biermann: Aber ja! Auf jeden Fall!
Fendrich: Das muss man sich vorstellen wie bei Prince. Sein
Konzert dauert 50 Minuten, die After-Show-Party drei Stunden. Wir
haben das von Prince gelernt ...
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