Da stecken die verantwortlichen Inselpolitiker
in einer echten Zwickmühle. Wenn sie ganz offensiv mit dem Thema
Neue Grippe umgehen, laufen sie Gefahr, des „Alarmismo” beschuldigt
zu werden. Und das auf einer Insel, für die sich negative
Schlagzeilen katastrophal auswirken können. Aber halten die
Verantwortlichen den Ball flach, müssen sie mit dem Vorwurf
rechnen, eine mögliche Gefahr heruntergespielt zu haben. Ein echtes
Dilemma, das sei ihnen zugestanden.
Und dennoch: Irgendwas ist in den vergangenen Tagen
schiefgelaufen. Allzu lange haben sich die Gesundheitsbehörden auf
den Standpunkt zurückgezogen, die deutschen Grippemeldungen mit
Mallorca-Bezug seien vor allem ein Medien-, ein Image-Problem. Es
ist zwar richtig, dass Teile des Boulevards verantwortungslos mit
diesem Thema und damit der wirtschaftlichen Grundlage einer ganzen
Region umgegangen sind. (Wer schreibt über jene, die sich in Berlin
oder Paris angesteckt haben?) Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
Dass sich Deutsche im Mallorca-Urlaub oder auf der Reise dahin mit
dem Virus infiziert haben, ist keine Erfindung der Medien, sondern
Befund von deutschen Gesundheitsämtern. Und da liegt der Hase im
Pfeffer: Es gab offensichtlich viel zu lange keinen Austausch
zwischen den Behörden der EU-Länder (!) Deutschland und
Spanien.
Wie dem auch sei, jetzt bleibt gar nichts anderes mehr übrig,
als ehrlich mit dem Thema umzugehen und sich und andere gründlich
zu informieren. Machen es die Behörden nicht, tun es die Medien,
häufig auf nicht so angenehme Weise – siehe oben.
Gleichzeitig müssen wir immer wieder in Erinnerung rufen, um was
es geht: nicht um die Pest, sondern um eine Grippe. Es ist wichtig,
die Ausbreitung zu kontrollieren, weil das Virus mutieren könnte.
Aber derzeit sprechen wir von einer Erkrankung, die in den
allermeisten Fällen harmlos verläuft und nach ein paar Tagen
ausgestanden ist. Die ganz normale Grippe fordert jedes Jahr
Tausende von Toten in Europa. Da stimmen die Relationen in der
Wahrnehmung nicht mehr.
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