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Mit „Glück”, sagt Gerhard Weber, habe erfolgreiches Unternehmertum nicht viel zu tun: „Auch wenn das immer leicht gesagt wird.” Dass die „Gerry Weber International AG” auf eine solche Erfolgsbilanz zurückblickt, so der Ostwestfale, habe vielmehr mit Primärtugenden zu tun: „Fleiß, Disziplin, Fachkompetenz.” Nur einmal, räumt der 68-Jährige ein, da hätten auch die Sterne mitgespielt. Besser, der damals 17-jährige Tennis-Star Steffi Graf. 1986/87 machte er mit der 17-Jährigen einen Zweijahresvertrag, der die damals Weltranglistensiebte zum Aushängeschild seiner „Gerry Weber Mode” machte: „Und ein halbes Jahr später war Steffi die Nummer eins. Das machte auch unsere Mode auf einen Schlag international bekannt.”

Tennis und Mode sind seither für den Unternehmer eng miteinander verknüpft, die „Gerry Weber Open” im 1993 eigens errichteten Stadion in seiner Geburtsstadt Halle werden international in 140 Länder übertragen. Er selbst geht zum Ausspannen lieber auf den Golfplatz – oder fährt nach Mallorca, wo er bereits seit 14 Jahren sein Haus in Illetes hat. „Etwa 80 Tage im Jahr” ist er auf der Insel: „Vom Flughafen Münster ist man schnell da.”

Rapide auch sein Aufstieg zum Unternehmer: Nach Mittlerer Reife, Höherer Handelsschule und Ausbildung zum Industriekaufmann macht er sich schon im Alter von 24 Jahren mit „Weber Moden” selbstständig. Ruckzuck entstehen daraus sieben Filialen. Mit 32 gründet er zusätzlich die Damenmodenfabrik „Hatex”, die Kleidung für Handelsketten produziert. Mit Entschlossenheit und analytischer Präzision setzt Gerhard Weber so konsequent wie kontinuierlich auf Expansion. Er ist ein Macher – einer, der „alles von null an aufgebaut hat”.

Heute umfasst sein Unternehmen, in dem auch seine beiden Söhne fest mit eingebunden sind, rund 300 Häuser – 130-mal als „House of Weber” in Eigenregie, 170 per Franchise. 2008 erzielt die „Gerry Weber International AG” mit rund 2300 Mitarbeitern einen Umsatz von 570 Millionen Euro (45 Prozent davon im Ausland). Für das laufende Geschäftsjahr ist ein Konzernumsatz von „mindestens 600 Millionen Euro und eine EBIT-Marge von zwölf Prozent” angepeilt, was einem operativen Gewinn von rund 70 Millionen Euro entspräche.

„Mode macht Spaß”, sagt er, und man glaubt ihm aufs Wort, dass er auch heute noch nicht selten „von acht bis 20 Uhr durch die Firma saust”: „Meistens in der Kreativabteilung.” Zwei wichtige Maxime seiner Verkaufsstrategie lauten: „Weniger Themen, kleinere Kollektionen”. Wer heute erfolgreich sein wolle, dürfe sich nicht verzetteln, „Konzentration” heißt das Zauberwort, das gelte sowohl für Zulieferfirmen als auch für Kunden: „Pro Jahr präsentieren wir 21 Modethemen, also bis zu zwei neue pro Monat. Diese bestehen wiederum aus 40 bis 45 Teilen.” Auch den Endverbraucher, sprich: die Kundin, hat er dabei immer voll im Blick: „Sie braucht eine klare Zielansprache, deshalb liefern wir zumeist ein ‚Key-Outfit' – einen Modevorschlag, wie die Teile kombinierbar sind.” In spanischen Modegeschäften sieht er die langen Vor- und Nachphasen der Rebajas teils kritisch: „Da kommt oft zu lange kein frischer Wind rein.”

Für frische Luft im eigenen Leben sorgt der sportliche Endsechziger mit einem strammen Tagesprogramm. 4.45 Uhr: Aufstehen. Mit dem Wagen zum Golfplatz (18 Löcher). 5.25 Uhr: Abschlag. 7.10 Uhr: Dusche. Frühstück. 7.45 Uhr: Firma. Nicht nur der Sport mache ihn munter: „Das ganze Unternehmen hält mich fit.” Während die Stoffe in Deutschland oder Italien eingekauft werden, wurde die Produktion komplett ins Ausland verlegt: Ostblock (20 Prozent), Türkei (15) und Asien (65 Prozent). Über das Schlagwort „Gewinn durch Niedriglohnstrategie”, sagt Gerhard Weber, kann er nur lachen: „Wer meint, dass man in unserem Genre noch in Deutschland fertigen kann, ist falsch gewickelt.” Er selbst sei sozial eingestellt: „Ich weiß, wo ich herkomme.”

In zwei Jahren – „Da werde ich 70” – will er als Vorstandsvorsitzender zurücktreten. Dass er Frischluft dann nur noch beim Golfen tankt, ist schwer zu glauben. Wie schwärmte er gerade zuvor: „Wir sind ein atmendes Unternehmen.”