Astrophysiker Dr. Vadim Burwitz, damals gerade
vier Jahre alt, hörte von der Sensation im Radio - und wartete auf
die "Mondmusik". Wer schon etwas älter war, stand staunend vor dem
Fernseher, der zwar nur verschwommene Schwarz-Weiß-Bilder und von
Rauschen verzerrte Funksprüche - und die auch noch auf Englisch! -
von sich gab, und dennoch nicht den geringsten Zweifel ließ: Hier
passiert gerade Weltgeschichte.
Sonntag, 20. Juli 1969: Apollo 11 - bemannte US-Mission des 1960
gestarteten Apollo-Programms - landet auf dem Mond. Als erster
Mensch setzt Astronaut Neil Armstrong seinen Fuß in den weißen
Mondstaub: "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer
Sprung für die Menschheit." Ein Satz, der der Welt im Gedächtnis
bleiben soll. Vor den weltweit 500 Millionen Menschen vor den
Fernsehgeräten spielt sich ein Szenario ab, das für viele bis heute
als dramatische Prägung ihrer Weltanschauung erinnert wird. Rund 25
Milliarden Dollar - was heute 100 Milliarden Dollar entspricht -
rund 50.000 Wissenschaftler, Techniker, Ingenieure und Mitarbeiter
machen es unter dem Antreiber "Kalter Krieg" möglich: Das
Mammutprojekt der US-Raumfahrt gewinnt den Wettlauf im All gegen
die Russen. Bei der Fernsehübertragung dort, sagt Dr. Arkadi
Prokopov aus La Vileta, der damals in Moskau lebt, gibt es in dem
Moment, da die US-Flagge auf dem Mond gehisst wird, eine
"technische" Störung: "Es war natürlich eine politische Störung."
Bis 1972 folgen auf Apollo 11 - hin und zurück zur Erde waren es
über 1'5 Millionen Kilometer - sechs weitere Reisen auf den Mond,
fünf davon sind erfolgreich. Apollo 13 muss 1970 nach technischen
Problemen ohne Landung zurückkehren, dass die Astronauten
überlebten, gilt fast als Wunder (1995 mit Tom Hanks verfilmt).
Dass eine Rückkehr zum Mond in absehbarer Zeit bevorsteht, gilt
für viele Experten als sicher: Die Amerikaner bräuchten ihn als
eine Art Testgelände für eine spätere Marsmission. In der
Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau wurde gerade eine
neue Weltraum-Simulation beendet, die einen 105-tägigen Marsflug
nachstellte: Sechs Testpersonen lebten während dieser Zeit
eingeschlossen in der künstlichen Atmosphäre einer Kapsel. Für März
2010 ist der nächste Test geplant, der 520 Tage dauern soll.
Der Countdown läuft also wieder - auch für eine Rückkehr zum
Mond. So plant die Nasa dort in den nächsten ein bis zwei
Jahrzehnten die Errichtung einer dauerhaft bemannten Station.
Konkurrenz im All gibt es unterdessen aber auch von China, das
ebenfalls eifrig am Bau einer Mondstation arbeiten soll. Seit
einigen Monaten veröffentlicht die chinesische Regierung regelmäßig
Details des zuvor geheim gehaltenen Raumfahrtprogramms. So soll
2012 ein zunächst unbemanntes Fahrzeug die Oberfläche erforschen,
die erste bemannte Mondlandung ist für 2020 geplant.
Die Faszination Mond hält an - zumindest für alle, die noch
nicht da waren. Als der heute 79-jährige US-Astronaut Edwin Aldrin
zum anstehenden Jubiläum kürzlich nach seinem Empfinden beim
Betreten des Mondes gefragt wurde, antwortete er: "Eine großartige
Trostlosigkeit. Totale Stille, kein Leben, nur tote Materie - und
Staub, der alles bedeckt." Am 20. Juli wird der jedenfalls kräftig
wieder aufgewirbelt und Erinnerungen wecken - an einen Tag, der
Weltgeschichte schrieb.
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