Die „Setmana fantástica”, so der Slogan bei „El
Corte Inglés”, dauert gleich fünf Wochen: Begonnen hat sie am 29.
Mai, enden wird sie erst am 6. Juli – genau einen Tag vor den
offiziellen „Rebajas”. Aber beim diesjährigen Sommerschlussverkauf,
der vom 7. Juli an bis zu zwei Monate dauert, wird sowieso alles
ein bisschen lockerer gesehen – bis auf den Preiskampf. Der werde
„kurz und sehr aggressiv”, kündigt der Einzelhandelsverband Pimeco
werbewirksam an, vor allem die kleineren Geschäfte würden „um jeden
einzelnen Verkauf kämpfen”. Schon jetzt ist von „descuentos” bis zu
60 Prozent die Rede.
Kein Wunder: Die Lager sind voll, vor allem die Sommerkleidung
muss raus, um der Herbstmode Platz zu machen. Ein kleines
Verkaufs-Hoch habe es in der Bekleidungsbranche lediglich im April
und Mai gegeben, als sich die Kunden wegen sommerlicher
Temperaturen bereits ungewöhnlich früh mit Sommermode eindeckten.
Obwohl die Disponenten insgesamt schon deutlich zurückhaltender
eingekauft haben, so Pimeco, seien viele Händler dennoch auf ihrer
Ware sitzen geblieben – gut nur für die Kunden, die nun vor allem
in den ersten beiden „Rebaja”-Tagen mit Super-Schnäppchen rechnen
können.
Wurde beim Handelsministerium in früheren Jahren peinlich darauf
geachtet, dass es vor dem offiziellen SSV keine unzulässigen
Preisnachlässe gab, verbuchte es in den vergangenen Monaten nicht
eine einzige Anzeige wegen „unlauteren Wettbewerbs” – und das,
obwohl unzählige Geschäfte Sonderangebote und besondere „ofertas”
für ihre Kunden parat hielten.
Die Krise macht's möglich: Aus Konkurrenten wird eine gemeinsame
Branche, die ums Überleben kämpft. Dies sei vielleicht einfach
nicht die richtige Zeit für strikte Regeln, so Pere Trias,
Generaldirektor des „Comercio del Govern Balear”: „Viele Geschäfte
machen morgens auf und abends zu, ohne den ganzen Tag auch nur ein
einziges Produkt verkauft zu haben.”
Eine Einschätzung, die eine knappe Woche vor SSV-Start in Palmas
Innenstadt auf den ersten Blick kaum zutreffend scheint: Die
Einkaufsstraße Jaume III. ist an diesem frühen Dienstagmorgen
überraschend gut besucht, vielleicht weil es hier in der City schon
zwei Stunden später drückend heiß wird. Draußen auf den
Fußgängerwegen drängen sich die Menschen, aber drinnen in den
Geschäften herrscht zumeist Ruhe: Die Verkäuferinnen mühen sich um
wenige Kunden, die eher „gucken” denn kaufen wollen, wie es
scheint.
Um besondere Kaufanreize zu schaffen, sind etwa in der
„Fantastischen Woche” bei „El Corte Inglés” Preisnachlässe bis zu
40 oder auch 50 Prozent keine Seltenheit. Das weiße Sommerblüschen
von Amitié gibt's statt für 69 schon für 49 Euro, die hellblaue
Jeansjacke dazu kostet nur noch 60 statt 119 Euro. In der
Herren-Abteilung gibt es auf die blaue Burburry-Strickjacke für 180
Euro 30 Prozent Rabatt. Auch die bekannte Preiswert-Leder-Kette
„Pieles de Mallorca” lockt in roten Lettern mit dem Versprechen:
„Ya empezaron LAS ... VACaciones” – „Die Ferien haben schon
begonnen“ – und zehn Prozent „descuento”.
Andere Lowbudget-Modeketten wie Zara oder Massimo Dutti haben
eine knappe Woche vor offiziellem SSV-Beginn noch keine Rabatte im
Angebot, auch traditionelle Markenhersteller wie Lotusse oder
Barrats halten sich bedeckt – bestenfalls verweist ein diskretes
Schild im Schaufenster auf „Ofertas en el Interior”.
Luxus neben Dumping: In der Krise ist alles erlaubt. Während die
drei Handtäschchen – „Mini-Amazon”, eine davon in
„pitón”-Schlangenleder – bei Loewe für stolze 690 beziehungsweise
1390 Euro im Fenster auf Käuferinnen warten, wirbt „Corner” mit
einer „Venta especial”: 30 Prozent Rabatt gibt's auf das
auberginefarbene Sommerkleidchen von „Rebecca Marn” für 905
Euro.
Auch wenn die „Rebajas” bis zu zwei Monate dauern können: Pimeco
geht davon aus, dass der Großteil der Lagerbestände in den ersten
zehn Tagen über den Ladentisch geht. Dabei hofft der
Einzelhandelsverband auch auf hohe Temperaturen – denn klimatische
Faktoren bestimmen das Kaufverhalten der Kunden ganz entscheidend.
So oder so: Heiß hergehen wird es bei den kommenden Rebajas
garantiert.
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