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VON BERND JOGALLA

Mallorca. Dem Einzelhandel geht's nicht gut. Die Konsumenten erledigen ihre Aufgabe nicht mehr zufriedenstellend – weil ihnen das Geld fehlt oder weil sie von der Krisendepression befallen sind. Da kommt der Sommerschlussverkauf gerade recht. Aggressiv wie selten zuvor soll er werden.

Die Schlauen gehen schon vorher auf die vielzitierte Schnäppchenjagd. Seit Tagen locken in Palma – mal versteckt, mal offen – die Angebote. Was in den Vorjahren noch Ermittler auf den Plan gerufen hat, wird jetzt achselzuckend hingenommen. Die Krise heiligt die Mittel. Da sollte man sich doch überlegen, ob man den Regulierungswahn nicht generell ablegen sollte. Man schaue nach Deutschland: Da haben SSV und WSV trotz ihrer Abschaffung überlebt. Nur geht's jetzt halt freier zu. Richtig so.

Dass die Krise, – ja, wir sprechen von ihr und nennen sie auch so – Energien freisetzt, haben wir auch schon in anderen Branchen, etwa der Gastronomie, gesehen. Sehr erfreulich jetzt die konzertierte Aktion in Palma, wo donnerstags die Läden und Museen bis Mitternacht geöffnet sein sollen. Das führt in die richtige Richtung. Der Konsument, der noch konsumieren kann, will verführt werden. Mit dem richtigen Ambiente kann das gelingen. Palma ist zweifelsohne eine Perle, aber allzu häufig eine Perle, die in der Muschel versteckt ist. Was vielen Besuchern nach wie vor fehlt, ist quirliges Leben nach 20 Uhr. Da verziehen sich die Flaneure in die Lonja oder an den Paseo Marítimo und in weiten Teilen der City herrscht Totentanz. Es fehlen Restaurants und Cafés mit Freiterrassen – vielleicht weil die Autos noch immer zu viel Platz einnehmen. Das Donnerstags-Projekt ist ein guter Anfang. Bitte weitermachen.

Noch ein Wort zu einer anderen Schnäppchenjagd: der auf den Golfplätzen. Es tut Mallorca sicherlich gut, das „Zu-teuer-Image” abzulegen. Das Rauf-und-runter-Spiel in der Preisgestaltung birgt aber auch Gefahren: Die Kunden blicken nicht mehr durch, und sie werden immer später buchen, in der Hoffnung, es könnte ja noch billiger werden. Was auf keinen Fall passieren darf: dass nur noch an den Greenfees gearbeitet wird, und nicht mehr an der Qualität.