Wer das Reich von Francesc Sastre betritt,
wähnt sich wahrlich nicht in einer Bildungsanstalt. Vielmehr
erinnert die großzügige Eingangshalle an die Lobby eines Hotels.
Rechts befindet sich die Rezeption, links eine modern gestylte Bar
samt Cafeteria. Die großen Panoramafenster geben den Blick frei auf
grüne Weinstöcke.
Francesc Sastre ist Direktor der Hotelfachschule in Palma. Seit
1996 bildet die von der Balearen-Regierung getragene „Escola
d'Hoteleria” Fach- und Führungskräfte für die Tourismusindustrie
aus. Das Gastgewerbe stellt immerhin das Rückgrat der Wirtschaft
auf den Balearen.
Jedes Jahr drücken dort rund 450 angehende Rezeptionisten,
Techniker, Einkäufer, Köche, Maitres sowie – im Studiengang
Internationale Hoteldirektion – auch künftige Hotelmanager die
Schulbank. 200 Auszubildende beenden jährlich ihr Studium. In der
Regel haben die Absolventen ihren ersten Arbeitsvertrag bereits in
der Tasche, wenn sie ihr Zeugnis feierlich überreicht bekommen.
Denn die Fachkräfte sind gefragt am Arbeitsmarkt.
Doch in diesem Sommer sind die Dinge ein wenig anders. „Auch wir
kriegen die Krise zu spüren, zumindest ein wenig”, sagt
Schuldirektor Sastre. Deutlich werde dies vor allem bei den etwa 50
Köchen. „Früher wurden sie schon vor dem Unterrichtsende von den
Arbeitgebern hier weggeholt und bei sich an der Herd gestellt.
Diesmal mussten sie einige Woche zuwarten, bis sie in ihren neuen
Arbeitsstellen loslegen konnten.”
Doch die Krise bietet für die Balearen nach Sastres Worten auch
den Vorteil, in Sachen Tourismus Neues dazuzulernen und sich zu
verbessern. „Es geht darum, die Nachfrage an den Kunden anzupassen,
ohne an Qualität einzubüßen.” Gerade in Krisenzeiten gelte es, mehr
zu arbeiten und weniger Einnahmen zu erzielen. Doch dies sei nur
der erste Schritt. In einem zweiten Schritt gehe es darum, ein
besseres Produkt zu schaffen, etwa durch ein Plus an Service. Das
erhöhe den Wert des Produkts. „Es kommt darauf an, zusätzlichen
Mehrwert zu erzielen.” Das Preis-Leistungs-Verhältnis auf Mallorca
hat sich nach Sastres Worten auf einer Skala von eins bis zehn auf
sieben verbessert. „Die Preise sind leicht gesunken. Jetzt ist
darauf zu achten, dass bei der Qualität der Dienstleistung keine
Abstriche erfolgen.”
Wenn Sastre Lokale aufsucht und sieht, wie Kellner Gläser und
Flaschen am Mundstück anfassen, kann er meist nicht an sich halten.
Zumindest die Inhaber der Lokale weist er auf das fehlerhafte
Bedienen hin. Korrekter Service sei nicht nur bloß eine Stilfrage,
sondern eine wichtige Hygiene-Vorschrift. „Die ist einzuhalten.”
Für Sastre ist auf Mallorca in Sachen Service noch vieles
verbesserungsfähig. Für den allgemeinen Service in Bars, Cafés und
Restaurants vergibt der Schuldirektor im Schnitt sechs bis sieben
von zehn Punkten.
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