Nina Deißler spricht beide Sprachen. Die der
Frauen – und die der Männer. Irgendwie sei es schon immer so
gewesen, dass sie den Jungs erklärt habe: „Wenn Mädels dies sagen,
dann meinen sie eigentlich das – und umgekehrt.“ Die 35-Jährige
weiter: „Wenn eine Frau einen Mann zum Beispiel fragt, ob sie dick
geworden ist, dann kann der nur verlieren. Eigentlich ist die Frage
hinterhältig, denn der Mann denkt ja, er soll etwas über das
Gewicht der Frau sagen und tut das dann auch. Dabei will die Frau
eigentlich etwas ganz anderes von ihm hören.“ Die
Marketingfachwirtin und Kommunikationstrainerin ist Deutschlands
bekanntester Dating-Doktor.
Eine Frau mit einer erfrischenden Art, selbstbewusst, tief
dekolletiert und mit Sinn für Wortwitz. In Hamburg führt die
Autorin zweier Flirt-Ratgeber die Agentur „Kontaktvoll“, vor
wenigen Tagen coachte sie zum zweiten Mal die Teilnehmer der
Sendung „Flirtcamp 2009“, die das ZDF an der Playa de Palma
drehte.
„Eine tolle Truppe, die auch ganz gut abbildet, wo es beim
Flirten oft klemmt“, erzählt sie: falsches Selbstbild, mangelndes
Selbstvertrauen, Wissenslücken über das Flirtverhalten des anderen
Geschlechts. Denn während die flirtende Frau oft meine, sich mit
ihren interessierten Blicken bereits zum Affen zu machen, habe der
Mann diese in dem Moment meistens noch nicht einmal
wahrgenommen.
Im Gegenzug interpretierten Männer ein Wegschauen der Frauen oft
als Nicht-Interesse: „Dabei steckt sie nur den Kopf in die
Handtasche oder tippt eine SMS, weil sie verlegen wird – und das
ist für den Mann ein gutes Zeichen.“ Entscheidend sei dann, ob die
Frau später wieder den Blickkontakt suche: Das wiederum ist eine
eindeutige Aufforderung für den Mann. Denn: „Eine Frau tut alles,
wenn sie einen Typen doof findet, nicht auch noch ein zweites Mal
in seine Richtung zu schauen!“
Die Playa de Palma sei geradezu prädestiniert fürs Flirten,
„weil Menschen im Urlaub anders reagieren – man sucht auch immer
nur das, was man erwartet.“ Allerdings wirke der „kollektive
Massenwahnsinn“, den Männer am Ballermann sechs gern an den Tag
legten, auf Frauen meist eher abstoßend als antörnend: „Dafür
punkten hier dann jene Männer, die um 16.30 Uhr noch nüchtern und
zu einem normalen Gespräch in der Lage sind!“
Dabei hält sie das gesprochene Wort generell für überbewertet:
Flirten sei vor allem eine Frage der Einstellung – keine Frage der
Technik. Rund 90 Prozent hänge vom Beiwerk ab, das heißt das WIE:
Wie sagt man etwas, wie sieht man aus, wie wirkt man?
Ein simples „Hey, wie heißt du?” reiche als Einstiegssatz völlig
aus. Und wer ohnehin von sich wisse, dass er kein großer
Wortkünstler sei, solle es doch lieber von Anfang an mit einem
charmanten Antanzen im Club versuchen.
Wenn man es dennoch mit einem lockeren Spruch versuchen wolle,
dann aber bitte originell: „Ich selbst bin mal mit einem Hast du
eigentlich 'ne Waschmaschine? angemacht worden. Das fand ich
anders, einfach witzig.“ Auch kleine Komplimente wirkten Wunder:
Frauen könnten gar nicht anders, als sich bei einem ehrlich
gemeinten „Wow, wie hübsch du bist!“ geschmeichelt zu fühlen. Und
das männliche Ego knacke man mit einem Lob: „Männer hören
unglaublich gern, dass sie etwas toll machen, dass sie der Held
sind.“ Es sei falsch, Flirten nur mit Partnersuche zu verbinden,
ganz im Gegenteil: „Der Mensch ist ja regelrecht dafür geschaffen.
Schon Babys flirten mit uns, wenn wir in den Kinderwagen schauen.“
Oftmals entstehe einfach nur ein nettes, zwangloses Gespräch. Nur
eines sei dabei wichtig: „Dass man dem anderen immer Respekt
entgegenbringt. Ist man nicht mehr interessiert, sollte man das
klar signalisieren: Ich respektiere dich – aber ich will dich
nicht.”
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