MM: Gerade in den vergangenen Jahren ist Air Berlin
außerordentlich gewachsen. Sie übernahmen die dba, die LTU, jetzt
arbeiten Sie an der strategischen Partnerschaft mit der Airline des
TUI-Konzerns, Tuifly. Wie hoch hinaus wollen Sie denn noch?
Hunold: Unsere Strategie war immer, Märkte zu definieren,
Marktchancen zu erkennen und diese Märkte dann zu bedienen.
MM: Muss die Deutsche Lufthansa Sie auch fürchten?
Hunold: Im Verhältnis zur Lufthansa, die sich über Jahre als
Global Player entwickelt hat, sind wir nach wie vor ein
Nischen-Carrier.
MM: Was ist das Erfolgsgeheimnis von Air Berlin?
Hunold: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und
hochmotivierte Mitarbeiter, die einen guten Service liefern.
MM: Welche Bedeutung hat Mallorca beim Aufwärtstrend von
Air Berlin gespielt?
Hunold: Mallorca war bei dem Wachstum der Air Berlin in den
ersten zehn Jahren die entscheidende strategische Komponente.
MM: Im aktuellen Sommerflugplan bieten Sie 340
Direktverbindungen pro Woche von Deutschland nach Mallorca, 19 mehr
als im Vorjahr. Wäre Air Berlin ohne Mallorca nicht zu dem
geworden, was es heute ist? Oder anders gefragt: Stellen die
"deutschen Ballermänner" das Rückgrat Ihrer Airline?
Hunold: Durch unser Drehkreuz auf Mallorca bieten wir nicht
nur touristischen Kunden, sondern auch Geschäftsreisenden ein
flächendeckendes Angebot auf der iberischen Halbinsel.
MM: Derzeit wird viel von Krise geredet. Wie sehen Sie
das? Stecken Air Berlin und Mallorca in einer Krise?
Hunold: Was Mallorca betrifft, sehen wir keine Krise, da wir
gerade durch den Aufbau der innerspanischen Verbindungen selbst in
diesem Jahr ein Wachstum auf Mallorca verzeichnen.
MM: Derzeit wird auf dem Airport in Palma der C-Terminal
ausgebaut, um Drehkreuz-Flüge rascher und bequemer abzufertigen.
Was wird sich dadurch für Air Berlin verändern?
Hunold: Die weiterführenden Verbindungen werden durch den
Ausbau noch attraktiver und damit kundenfreundlicher.
MM: Wie bewerten Sie die Flughafengebühren in Palma. Sind
sie günstig, fair, zu teuer?
Hunold: Die Gebühren für Mallorca und generell in Spanien
sind zu hoch und kontraproduktiv bei nachlassenden
Tourismuszahlen.
MM: 2008 schoss der Ölpreis in den Himmel, stand bei 150
Dollar pro Barrel. Jetzt pendelt er bei 50 Dollar. Wäre das nicht
ein Grund, die Ticketpreise auch um zwei Drittel zu reduzieren?
Hunold: Grundsätzlich ist diese Annahme richtig. Da wir
jedoch zum größten Teil den Fuel abgesichert haben und andere
Kostensteigerungen erfolgt sind, ist kein Raum für
Preisreduzierungen.
MM: Was wird ein Manager wie Joachim Hunold einmal
machen, wenn er nicht mehr Air Berlin managt? Gibt es ein Leben
nach Air Berlin?
Hunold: Wenn die Zeit irgendwann einmal kommen sollte, wird
es bestimmt für mich andere Interessen geben, die meinen Tag
ausfüllen, was ich aber momentan nicht sehe.
MM: Und gibt es für Air Berlin ein Leben nach Joachim
Hunold?
Hunold: Ich wäre ein schlechter Manager, wenn der Zeitpunkt
kommen sollte, und ich kein gut bestelltes Haus hinterlassen
würde.
Die Fragen stellte Alexander Sepasgosarian.
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