Jeder Jeck ist anders, sagt der Rheinländer,
und jedes Dorf auf Mallorca ist es auch. Sagen jedenfalls die
Deutschen, die hier leben. Während am Freitag auf dem Markt von
Algaida allein das „Mode”-Angebot keinen Zweifel daran lässt, dass
sich hierher noch kein Urlauber verirrt hat, ist der
Mittwochs-Markt in Sineu die Touristenattraktion schlechthin. Einen
allgemein gültigen „Knigge” fürs Dorfleben gibt es somit nicht,
wohl aber ein paar „Don'ts und Musts”, um den Integrationsprozess
für Residenten so geschmeidig wie möglich zu gestalten.
Verpönt, so lehrte die Beobachtung alteingesessene Deutsche, die
sich inzwischen zu geachteten Mitgliedern ihrer Gemeinden gemausert
haben, sind vor allem folgende Untugenden:
Großspurigkeit und Arroganz. Jedes laute und auffällige Auftreten
und Kleiden à la „Hoppla, jetzt komm' ich” wird von den
Dorfbewohnern bestenfalls mit einem müden Lächeln quittiert. Der
Mallorquiner liebt das „understatement”: Hinter leicht
abgeblätterten Häuserfassaden verbirgt sich oft wahrer
Reichtum.
Plumpe Vertraulichkeit. Gerade bei der älteren Generation kann
es manchmal Jahre dauern, bis das erste persönliche Gesprächt
zustande kommt. Durch vorzeitiges Duzen oder intime Fragen mit der
Tür ins Haus zu fallen, kann dieselbe für ewig verschließen.
„Deutsch, Englisch oder Chinesisch sprechen”. Immer wieder sei
zu beobachten, dass Deutsche Einheimische mit größter
Selbstverständlichkeit in ihrer Muttersprache anreden – eine
Missachtung des „Gäste-Status”, der einen bleibenden Eindruck
hinterlässt.
Umgekehrt werde allein jedes Bemühen um Anpassung an die
Gepflogenheiten im Dorf umgehend honoriert. Egal, wie holperig auch
immer: Wer versucht, Castellano oder gar ein paar Brocken
Mallorquín zu sprechen, hat schon Pluspunkte gesammelt. Wer darüber
hinaus sein Interesse am Dorfleben dadurch bekundet, indem er an
möglichst vielen Fiestas teilnimmt, Koch- oder Katalan-Kurse belegt
und seine Nachbarn auch mal um Rat fragt – sei es, wie man Oliven
richtig einlegt oder das mallorquinische „Tumbet” zubereitet –,
kommt an (wenn auch nicht von heute auf morgen).
Zum „Stamm” wird auch schneller gezählt, wer sich zum
„Stammkunden” macht: Ob Bar, Markt oder Einzelhandel: Wer sich
regelmäßig blicken lässt, wird registriert. Erst als Gast und
irgendwann auch als Freund begrüßt (kann dauern). Den „Café con
leche” – ohne ihn ordern zu müssen – kriegt man relativ schnell vor
die Nase gestellt, anschreiben dauert etwas länger.
„Geschafft” hat man es, wenn man eingeladen wird. Entweder zum
Essen in die Kneipe dazu zu kommen oder gar ins eigene Haus. Aber
Achtung: Nicht zu früh kommen. Keine Blumen (sorgt für
Verblüffung!) mitbringen – und auch keinen Hunger. Kann dauern.
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