Eines gleich vorweg, als Informations-Häppchen
sozusagen: Tapas sind keine mallorquinische Spezialitäten. Sie
stammen noch nicht einmal von den Balearen, sondern haben ihren
Ursprung in Andalusien. Von dort starteten die kleinen Leckerbissen
aber einen solchen Siegeszug, dass sie heute weit über die Grenzen
des Landes bekannt und beliebt sind.
Aus keiner typisch spanischen Bar sind sie heute mehr
wegzudenken, die warmen oder kalten Spezialitäten, deren
Bezeichnung vom Verb „tapar – zudecken“ stammt. Denn, so besagt die
Geschichte, wer früher in der Bar ein Glas Sherry oder Wein
bestellte, dem legte der Kellner zum Schutz vor Fliegen einen
Bierdeckel aufs Glas. Ein kleiner Snack obenauf ging meist auf
Kosten des Hauses – so begann die Geschichte der Tapas.
Jede Region entwickelte im Laufe der Jahre ihre eigenen
Spezialitäten, die heute meist als kleine Tapas-Portion oder etwas
größer als „Ración“ angeboten werden. Was als kleiner Snack zum
Drink begann, hat sich heute so zur ausgewachsenen Mahlzeit
entwickelt. Trotz regionaler Unterschiede gibt es Klassiker, die
auf jeder anständigen Tapas-Karte zu finden sind. Und selbst
wählerische Gaumen wie Feinschmecker oder Kleinkinder finden hier
etwas nach ihrem Geschmack. Dazu gehören „Albondigas con Tomate“
(Fleischklößchen in Tomatensauce) ebenso wie die berühmte „Tortilla
Española“ (Kartoffel-Eieromelett), „Croquetas de Pollo“ (Kroketten
mit einer Füllung aus Hühnerfleisch, Sahne und Gewürzen),
„Champiñones“ (marinierte, gebratene Champignons) oder „Verdura
Rebozada“ (paniertes und frittiertes Gemüse).
Dann gibt es Tapas, die zwar typisch und von vielen geliebt, für
andere eher gewöhnungsbedürftig sind. Wie die in brauner Sauce
gebratenen „Callos“ (Pansen) oder „Riñones a la Jerez“ (Nieren in
Sherry). Wer die bestellt, outet sich als echter Tapas-Fan, den
nichts schrecken kann, was sich unter einer delikaten Sauce
verbirgt.
Andere Tapas wiederum haben es zu Weltruhm gebracht, werden aber
außerhalb einer typischen Bar oft als liebloses Industrieprodukt
verkauft. Die „Calamares a la Romana“ (frittierte Kalamares), die
man hier frisch und hausgemacht bestellt, haben nichts mit den
gummiartigen Ringen aus der Tiefkühltruhe zu tun, die man –
angereichert mit Aioli aus dem Plastikeimer – zum Beispiel von
deutschen Stadtfesten kennt.
Wer auf fischige Tapas steht, sollte sie unbedingt an der Bar in
der Fischhalle des Mercado Olivar in Palma probieren. Direkt vom
Händlertisch in die Pfanne, frischer und delikater kann man Pica
Pica (Tintenfisch in pikanter Sauce), Pesquaditos (kleine
frittierte Fische) oder Merluza rebozada (fritierter Seehecht)
nicht bekommen.
Wer lieber im Santa-Catalina-Markt einkauft, sollte der Bar Frau
einen Besuch abstatten, und sich vielleicht ein paar „Boquerones“
(in Essig eingelegte Sardellenfilets) oder eine Portion
„Ensaladilla Rusa“ (gekochte Kartoffel- und Gemüsestückchen in
Mayonnaise) gönnen.
Eine der klassischen Tapas-Bars Palmas ist das Restaurant
„Bodega La Rambla“. Seit 70 Jahren im Familienbesitz, werden hier
täglich außer mittwochs köstliche Tapas frisch zubereitet. Am
Tresen im Stehen oder an einem der Tische im hinteren Teil des
Restaurants servieren die Schwestern Gerónima und Carmen Perez
Tapas ab 2'50 Euro pro reichlicher Portion. Auch das „La Cueva“
oder das „Can Caracol“ in Palma oder die urige Bar „Andaluz“ in
Arenal sind einen Besuch wert, hier gibt's das südspanische Flair
gleich gratis dazu.
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