Ganz Spanien befand sich in den vergangenen Tagen im Griff einer
starken Unwetterfront. Während die orkanartigen Stürme auf dem
Festland 15 Todesopfer forderten, kam Mallorca relativ glimpflich
davon. Sechs Menschen wurden verletzt, der Sachschaden geht
allerdings in die Millionen. Mit am stärksten betroffen war wieder
einmal Port d' Andratx.
Am Samstag hatte die Sturmfront die Insel erreicht. Bis zum
Montag gingen bei den Notfalldiensten 5640 Anrufe ein. Schnell war
klar, dass die Hilfskräfte nicht zu jedem umgestürzten Baum eilen
konnten. Die Feuerwehren riefen die Bevölkerung auf, sich wirklich
nur noch in Notfällen zu melden.
Mit bis zu 153 Stundenkilometern fegte der Orkan über Mallorca
hinweg. Das führte auch dazu, dass sich das Meer extrem wild
gebährdete. Einwohner von Port d'Andratx, die schon Ende Oktober
ein Unwetter überstanden hatten, blickten mit Bangen auf die Mole
mit dem Leuchtturm, die den Hafen schützen soll. Die Wellen brachen
mit solcher Gewalt über dem Bauwerk zusammen, dass man um dessen
Stabilität fürchtete. Die Mole hielt den Naturgewalten zwar stand,
wurde aber erheblich beschädigt. Der noch junge Steg für
Spaziergänger ist komplett zerstört. Auch wurden wieder einige
Yachten und Boote beschädigt – wie an anderen Inselorten auch. Die
Schwimmstege haben sich erneut als wenig sturmfest erwiesen.
Ein Mann wurde im Auto von einer umstürzenden Pinie erfasst,
eine Frau auf dem Gehweg umgerissen, ein Arbeiter vom Gerüst gefegt
– insgesamt sechs Verletzte forderte der Sturm auf Mallorca. Fähr-
und Zugverbindungen wurden unterbrochen, Straßen wegen umgestürzter
Bäume gesperrt, Gebäude beschädigt. Rund 2000 Haushalte blieben
ohne Strom.
Das Naturschauspiel der wilden See lockte viele Neugierige ans
Meer – ein nicht ungefährliches Sightseeing. „Wir sind rasch in die
zweite Linie geflüchtet”, berichtet ein Familienvater. Beim
Spaziergang in El Molinar war ihm das Bike eines gestürzten Radlers
regelrecht entgegengeflogen, abgebrochene Palmwedel sorgten für
zusätzliche Gefahr. In Palmas City fällte der Wind sogar sechs der
sturmerprobten Palmen am Paseo Sagrera.
Angstvoll näherten sich am Samstag Flugpassagiere der Insel. Die
Maschinen gerieten angesichts des sehr böigen Windes immer wieder
in Turbulenzen. „Uns sitzt jetzt noch der Schreck in den Knochen”,
berichtet ein Mallorquiner, der mit seiner Familie vom Skifahren in
den Pyrenäen nach Palma zurückgekehrte. „Kurz vor dem Aufsetzen
startete der Kapitän wegen eine Böe wieder durch. Es war
mucksmäuschenstill im Flieger.”
Doch all das ist vergleichsweise harmlos. Auf dem Festland hat
sich die Zahl der Todesopfer nach dem Orkan auf 15 erhöht. Unter
den Toten waren auch vier Kinder im Alter zwischen neun und zwölf
Jahren, die beim Einsturz einer Sporthalle in der Nähe von
Barcelona ums Leben kamen. Auf einer Trauerfeier nahmen am Montag
mehr als 2000 Menschen von den Jungen Abschied.
Dem spanischen Wetteramt wurde vorgeworfen, nicht rechtzeitig
vor dem Unwetter am Wochenende gewarnt zu haben. Innenminister
Alfredo Pérez Rubalcaba räumte ein, es habe zwar Sturmwarnungen
gegeben, diese seien aber vom Ausmaß des Orkans übertroffen
worden.
In Ostspanien brachte die Feuerwehr in der Gegend von Valencia
und Alicante zwei Waldbrände unter Kontrolle. Die vom Sturm
angetriebenen Flammen hatten etwa 1100 Hektar Wald- und Buschland
zerstört.
Das stürmische Wetter setzte sich auch zu Wochenbeginn fort. Für
die kommenden Tage ist aber eine deutliche Besserung angesagt.
(jog/dpa)
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