Vor ein paar Wochen sah es so aus, als würde
im kommenden Jahr kein deutscher Radsportstall in der Kategorie
„Pro Tour”, also in der obersten Klasse, mitfahren. Nachdem
T-Mobile und Gerolsteiner als Sponsor „Adiós” gesagt hatten,
befürchtete die Szene, dass sich auch Milram verabschieden würde.
Trotz Vertrags bis Ende 2010. Anfang Dezember folgte dann die
Entwarnung. Milram macht 2009 weiter. Aber am Ende des Jahres will
man das Engagement überprüfen. Immerhin fallen einige Rennen in
Deutschland weg, ARD und ZDF haben angekündigt, keine Live-Bilder
von der Tour de France zu senden. Sprich: Die Medienpräsenz von
Milram wird geringer.
„Wir überprüfen unsere Engagements ständig”, betont Josef
Schwaiger, der Vorstandsvorsitzende der Nordmilch AG, die hinter
der Marke Milram steckt. Schwaiger hatte am vergangenen Freitag
einen Kurztrip zum Trainingslager des Milram-Teams unternommen.
Gegenüber MM betonte der Österreicher, dass sich das
Radsportsponsoring, das jetzt ins vierte Jahr geht, für Milram
bisher gerechnet habe: „Sinn und Zweck des Sportsponsoring ist, den
Bekanntheitsgrad einer Marke zu steigern. Das kann man überprüfen.
Für uns hat sich das Engagement sehr gelohnt.”
Am Rande des Trainings bekam Schwaiger von Kapitän Christian
Knees einen symbolischen Beleg über den Betrag von 3575 Euro
überreicht. Das Geld geht an die SOS-Jugendwohngemeinschaft für
behinderte Jugendliche in Jorpati (Nepal). Es handelt sich um
Strafen, die von den Profis gezahlt werden mussten, weil sie gegen
Verhaltensregeln verstoßen haben. Zum Beispiel mit Mütze beim Essen
sitzen oder dort das Handy benutzen. Doch dieser symbolische Moment
war nicht der einzige Grund, der Schwaiger an die Playa de Palma
führte. „Ich möchte die Fahrer einmal kennenlernen. Für uns ist das
Team sehr wichtig. Es präsentiert unsere Marke in ganz Europa.”
Angst, dass auch für Milram das böse Erwachen kommen könnte und
man Dopingfälle mit dem Namen der Milchprodukte verbindet, hat
Hobby-Radler Schwaiger angeblich nicht. Er vertraut auf seinen
Partner, den Team-Manager Gerry van Gerwen. Der meint: „Alle Fahrer
haben ein Paket von Maßnahmen unterschrieben. Das besagt unter
anderem, dass jemand nicht erst rausfliegt, wenn ihm Doping
nachgewiesen wird, sondern schon bei der Vermutung, dass etwas
nicht ganz okay ist.” Schwaiger: „Ich glaube, dass hier etwas
aufgebaut wurde, das es vorher nicht gab. Wir haben aber auch die
klare Botschaft: Wenn irgendwas passiert, dann ist Schluss.”
Das Trainingslager im Grupotel Playa de Palma Suites & Spa
ist inzwischen beendet. Doch einen Tag nach der offiziellen
Team-Präsentation am 7. Januar in Dortmund werden die Milram-Profis
dort wieder erwartet. Der größte Teil der Mannschaft wird im
Februar bei der Mallorca-Rundfahrt in die Saison starten. Darunter
auch die deutschen Hoffnungen Linus Gerdemann, Gerald Ciolek und
Fabian Wegmann.
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