Licht und Schatten sind untrennbar miteinander verbunden. Das
gilt auch für die Fotovoltaik-Branche, die derzeit auf der
"Sonneninsel" eine ihrer Sternstunden erlebt. Innerhalb von nur
einer Woche werden auf Mallorca drei Anlagen zur Erzeugung von
elektrischem Strom aus Sonnenlicht offiziell in Betrieb genommen,
mit viel politischer Prominenz und Erinnerungsfotos. Andererseits
gelten seit Ende September neue Tarife für Einspeiser, die deutlich
niedriger sind als die bisherigen Vergütungen. Das macht es für
Unternehmer unattraktiv, in Solarparks zu investieren. "Die Zahl
der Neuanträge bei den Behörden ist im Vergleich zu früher in den
Keller gegangen", sagt Klaas Reuss, deutscher Projektentwickler und
Geschäftsführer der Solarfirma Enertec in Santa Maria.
Ungeachtet der Delle, die sich in der Wachstumskurve der Branche
abzuzeichnen beginnt, werden in diesen Tagen aufwendige
Solarprojekte der Öffentlichkeit präsentiert. Bereits bei der
kleinsten Anlage, die am vergangenen Freitag in Betrieb genommen
wurde, war Palmas Bürgermeisterin Aina Calvo zugegen. Es handelte
sich um den Kindergarten im Gewerbegebiet Son Castelló. Auf dem
Gebäudedach helfen Fotovoltaikmodule, bis zu 15 Tonnen
Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr einzusparen.
Großer Bahnhof herrschte am selben Tag in Binissalem. Dort
stellte die Generaldirektorin des balearischen Energieministeriums,
Marilena Tugores, gemeinsam mit Bürgermeister Jeroni Salom den
neuen Solarpark "Huertas de Binipark" vor. Hier liefern auf einem
Areal von zehn Hektar (das entspricht etwa einer Fläche von fünf
Fußballfeldern) 14.000 Solarzellenmodule Strom für bis zu 3000
Haushalte.
Eine weitere Eröffnungsfeier findet an diesem Freitag, 14.
November, im Solarpark Son Danus bei Santanyí statt. Hinter dem
Projekt der Firma Alianza Solar Ibérica steht ein deutscher
Geschäftsmann, der rund 17 Millionen Euro in die "Huerta Solar Son
Danus" investierte. Nach Angaben von Klaas Reuss, der das Projekt
von Anfang an begleitete, wird der Park den Strombedarf von 1800
Haushalten abdecken und rund zwei Millionen Euro an Einnahmen
generieren.
Der Energieversorger Gesa/Endesa ist verpflichtet, pro
Kilowattstunde eingespeisten Solarstroms 0'45 Euro an den Solarpark
zu zahlen. Das ist - wie im Falle von Binissalem - noch der alte
Tarif. Er gilt für 25 Jahre. Der neue Vergütungstarif hätte dagegen
lediglich 0'32 Euro betragen. "Wir mussten uns voll ins Zeug legen,
um die Anlage rechtzeitig fertigzustellen, damit wir noch in den
Genuss des alten Tarifs kamen", sagt Reuss. Fristende war am 28.
September.
Neben sauberer Energie ohne Emissionen und Treibhauseffekt
bringt der Solarpark bei Santanyí auch neue Jobs auf das Land.
Bauer Tomeu Adrover baute auf dem acht Hektar großen Acker, auf dem
nun die Modul-Reihen installiert sind, über 20 Jahre Weizen und
Gerste sowie Grünfutter für seine Schafe an. Von jetzt an hat er
eine zusätzliche Aufgabe: Er ist der Wart der Anlage, sieht auf dem
Gelände nach dem Rechten, erdledigt hier und da einen
Handgriff.
Der Solarpark ist auf diese Weise zu einem wichtigen Zubrot für
Adrover geworden, denn von der Landwirtschaft alleine konnte der
Mann kaum noch leben. "Hätte ich Frau und Kinder, hätte ich mir
schon lange einen neuen Job suchen müssen." So jedoch bleibt er
weiter Landwirt. Zwischen den Reihen mit den Solarzellenmodulen
wird er weiter Tomaten und Melonen anbauen. Weiter wurden 100
Olivenbäume in die Lücken gepflanzt. Nur Schafe will er auf dem
Land nicht mehr halten. "Die würden alle Stromkabel
anknabbern."
Nach Angaben der Balearen-Regierung existieren auf Mallorca
derzeit 21 Solarparks, die bereits Strom liefern. Auf den
Schwesterinseln Menorca und Formentera gibt es drei weitere. Die
Leistung dieser 24 Parks beträgt 46'9 Megawatt. Die Gesamtzahl der
beantragten Genehmigungen für Solarparks auf den Inseln beläuft
sich auf 75.
Hinzu kommen 173 kleinere Anlagen (136 auf Mallorca) mit einer
Leistung von jeweils bis 100 Kilowatt. Das sind
Fotovoltaik-Installationen etwa auf Gewerbehallen und größeren
Gebäuden wie Behörden und Hotels. Alle Anlagen und Solarparks, die
derzeit in Betrieb sind, kommen laut Ministerium auf eine
Spitzenleistung von insgesamt 50'68 Megawatt. Ihr Anteil an der
Stromerzeugung liegt zurzeit bei 2'69 Prozent. (as/jm)
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