Als Rudolf und Henny Brüning im Herbst 1957
ihre erste Mallorca-Reise buchten, waren sie noch "eine Sensation
in der Firma". Die ersten Pauschalreisen mit Dr. Tigges gen
Mallorca waren ungewöhnlich und aufregend. Wie aufregend, hat
MM in dieser achtteiligen Serie aufgezeichnet. Sie endet mit
dieser Folge. Bleibt zu erzählen, wie unser Urlauberpaar der ersten
Stunde die weitere Entwicklung der Insel erlebte.
Rudolf Brüning, seit fünf Jahren Witwer, kommt immer noch nach
Mallorca; sein letzter Besuch ist gerade mal zwei Monate her. Aus
der Sensation ist Normalität geworden. Der 81-Jährige braucht auch
keinen Reiseveranstalter mehr. Die Flüge findet er im Internet, und
die Zimmerreservierung im Riu Bravo an der Playa de Palma kostet
ihn einen Anruf.
Es hat sich so viel verändert. Als er in jenem Oktober 1957 aus
dem Hotelzimmer schaute, sah Rudi Brüning eine jungfräuliche Playa
mit drei Hotels und einigen wenigen Ferienhäusern betuchter
Palmesaner. Heute blickt er auf eine Baubrache, dann den "Megapark"
und all die Betonsilos, die nahtlos ins heruntergekommene Arenal
übergehen. Wehmut?
Brüning hat keinen Sinn für Sentimentalitäten. "Das ist nun mal
der Lauf der Zeit; das kann man nicht aufhalten." Außerdem sei
früher auch nicht alles besser gewesen. "Mallorca war arm, und die
Abwässer wurden über Rohre einfach ins Meer geleitet." Das sei
heute anders.
Und der nahe Ballermann, der Mallorcas Image so nachhaltig
prägte? "Dem konnte man schon immer ausweichen", kontert Brüning,
der keine Scheu hat, zuzugeben, dass die jungen Brünings im
Playa-Urlaub auch ganz schön zugelangt haben. Der Brandy kostete ja
nur vier Peseten.
Brünings haben "ihr" Mallorca immer wiedergefunden. Sie sahen
auch nie die Notwendigkeit, in eine andere, noch heilere
Inselregion zu wechseln. Die Playa war für sie der ideale
Ausgangspunkt für Unternehmungen. Heute kennt Brüning die Insel aus
dem Effeff, besser als so mancher Mallorquiner oder Resident.
Dabei waren Henny und Rudi trotz ihrer rund 100
Insel-Aufenthalte nie ausschließlich auf Mallorca fixiert.
Anfänglich, als es nur zehn Urlaubstage im Jahr gab, mussten sie
sich entscheiden, Mallorca oder Italien & Co. Später, mit
zunehmenden Urlaubsansprüchen, konnte man beides: zu neuen Ufern
aufbrechen, ohne auf den jährlichen Mallorca-Trip zu verzichten.
Einmal, in den frühen 60er Jahren, reiste das unternehmunglustige
Paar sogar im eigenen Auto an, einem Opel Rekord Panorama. Parken
in erster Meereslinie war noch kein Problem, tanken schon: Brüning
fand in Palma nur eine Spritstation.
Ein gänzlich anderes Gesicht bekam der Urlaub mit dem Ruhestand:
Brünings wurden, wie so viele Rentner, "Mallorca-Langzeiturlauber".
Zehn Winterwochen waren Standard. Und die Inselkenner entdeckten
wieder einmal ein ganz neues Mallorca: Mit dem TUI-Club Mallorquin
ging es nun dreimal in der Woche zum Wandern in die Berge.
Als Henny Brüning im Jahre 2003 starb, nahm ihr Mann Abschied
von Mallorca, löste den "Hausstand" im Stammhotel Riu Bravo auf.
Doch inzwischen hat sich der Witwer wieder gefangen, an der Seite
von Freundin Irmgard neuen Lebensmut gefasst - und wieder einen
Koffer auf Mallorca.
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