Der Nationalpark Cabrera ist ein Paradies für
Naturfreunde. Seit die Inselgruppe südlich vor Mallorca Schutzzone
wurde, haben sich Flora und Faune unter und über Wasser prächtig
entwickelt. Nur hinkommen ist etwas beschwerlich und auch nicht
ganz billig. Doch jetzt kann man sich auch in Colònia de Sant Jordi
eingehend und unterhaltsam über den Archipel informieren. Das schon
seit einem halben Jahr fertiggestellte Besucherzentrum wurde am
Dienstag endlich der Öffentlichkeit übergeben. Das Paradies ist
etwas näher gerückt.
Wie ein mächtiger Talaiot beherrscht das mit Natursteinen
verkleidete Beton-Rund die zentrale Plaça Es Dolç des Küstenorts
von Ses Salines. Zweiter Blickfang ist die Nachbildung eines
Wal-Skeletts, das den Eingangsbereich ziert. Doch dann geht es in
die Unterwelt. Das Plätschern sanfter Wellen umgibt uns, wir
tauchen ab. Diese erste Station des kostenlosen Rundgangs, ein
Aquarium mit immerhin 18 Becken und 150 Tierarten, vermittelt den
Naturfreunden die Illusion, sich mit den Meeresbewohnern "auf
Augenhöhe" zu befinden. Die Decke ist blau erleuchtet, so wie
normalerweise der Taucher die von der Sonne bestrahlte
Meeresoberfläche sieht. Schiffsrümpfe ragen von der Decke des
ersten Saals und weisen uns darauf hin: Das ist die Fauna im
Hafenbecken von Cabrera. Der Boden ist leicht gewellt - kein
Handwerkerpfusch, sondern die Kopie des sandigen Meeresgrunds.
Nun geht es per gläsernem Aufzug in den Tower oder, um der
Philosophie der Anlage zu folgen, an Land. Wir betreten eine Grotte
mit integrierten Monitoren, entdecken die Tiere und Pflanzen des
Archipels. Der Tunnel führt uns zu einem kleinen Kino, dem
Highlight unter den technischen Gimmicks: Cabrera erscheint nicht
nur auf der Leinwand, sondern plötzlich auch in seiner natürlichen
Pracht. Denn die ganze Sitzreihe wird hydraulisch angehoben, bis
sich die Tür zur Aussichtsplattform auf dem Dach des Zentrums
öffnet und den Blick auf die zehn Kilometer entfernte
Naturschönheit freigibt.
Spiralförmig geht es, nun zu Fuß, wieder nach unten. Der Steg
windet sich um ein gigantisches kegelförmiges Wandgemälde, das von
den Mythen und Sagen des Mittelmeers berichtet. Ein Auditorium und
ein Laden runden das Gebäude-Ensemble ab.
Der Besucher verabschiedet sich von dem "Centro de Visitantes"
über eine hölzerne Plattform, die sich inselförmig über einem
Bassin erstreckt. Ein unterhaltsamer Rundgang. Den Cabrera-Besuch
kann er freilich nicht ersetzen.
Besucherzentrum des Nationalparks Cabrera, Colònia de Sant
Jordi, Plaça Es Dolç. Täglich von 10 bis 20 Uhr (letzter Einlass 19
Uhr). Eintritt frei.
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