Sehen Sie die Welt doch mal durchs rosarote
Glas: "Je voix la vie en rose". Feingliedrig perlend, fruchtig
schäumend, kühl erfrischend. Nicht nur "think pink" ist in den
heißen Monaten angesagt, sondern auch "drink pink". Rosé-Weine,
Rosé-Sekt und Rosé-Champagner sind gefragt wie nie, denn im Sommer
lieben wir es gern ein wenig greller, bunter, poppiger -
bonbon-farbene Lebenslust Schluck für Schluck genießen. Genuss
versprechen Rosés aber vor allem, weil sich ihre Qualität stetig
gesteigert hat, die Winzer auf der zartroten Welle mitgeschwommen
sind.
Früher galten sie als nichts Besonderes, "viele stempelten die
Rosés wegen ihrer Farbe gar als 'Frauenwein' ab oder als Getränk
für jene, die sich mit Wein nicht auskannten", erzählt Norbert
Deingruber, Inhaber der Weinhandlung "Casa del Vino" in Manacor.
Aber diese Zeiten sind vorbei: Seit den letzten 15 Jahren haben
sich die rotstichigen Alkohole so gesteigert, dass kein Restaurant
mehr auf sie verzichten möchte, kaum noch ein Winzer nicht auch
Rosé aus seinen Trauben produziert.
"Es ist natürlich wirklich eine Geschmacksfrage", meint
Alejandro Velázquez, Sommelier des Zwei-Sterne-Restaurants
"Tristán" in Portals Nous. Er selbst sei kein Fan des Rosado, dafür
hält er besonders viel von der pinken Champagner-Variante: "Da kann
weißer Champagner nicht mithalten: Rosé-Champus hat eine ganz
andere prickelnde Konsistenz, ist viel stärker im Aroma und
deswegen einfach das schönere Geschmackserlebnis." Das erkläre sich
durch die aufwendigere Herstellung - denn Farbe und damit auch die
intensivere Note wird durch die "Saignée-Methode" erreicht, bei der
die Haut der roten Trauben kurz im Most eingeweicht wird. Immer
zehn bis 15 Euro teurer als die weißfarbenen Brüder sind
Rosé-Champagner aber auch deshalb, weil sie trotz wachsender
Nachfrage immer noch rar sind: Sie machen nur um die drei Prozent
aller produzierten Champagner aus. "Rosé-Champagner waren schon
immer etwas Exklusives", meint auch Norbert Deingruber, "wobei wir
in Spanien aber auch sehr gute Rosé-Cavas haben, die ja auch nach
der Méthode-Champenoise hergestellt werden."
Bei Rosé-Weinen sei die Nachfrage in den letzten drei, vier
Jahren deutlich gestiegen, wenngleich sie immer noch ein
Nischenprodukt seien. "Viele Menschen halten immer noch an dem
Irrglauben fest, Rosé werde aus einer Mischung aus Rot- und
Weißweinen gemacht." In Wirklichkeit aber werden rote Trauben
unzerkleinert gekeltert und dann wie Weißwein verarbeitet - je
länger die Trauben auf der Maische liegen, desto intensiver wird
die Farbe: Von bräunlich über zwiebelfarben, lachs, himbeer- bis
hin zu ziegelrot schillert er in allen Schattierungen. "Es gibt
keine rote Rebsorte, aus der nicht auch Rosé gemacht wird", sagt
Deingruber.
Die mallorquinischen Rosés hätten mit 13 oder 13'5 Prozent oft
viel Alkohol - eine gute Säure habe etwa Rosé aus Catalunya mit
leichteren 11'5 bis zwölf Prozent. "Die meisten Rosés werden
trocken ausgebaut, etwa die toskanischen, oder auch alle
spanischen. Hat der Wein allerdings viel Alkohol, kann das leicht
das Gefühl einer gewissen Süße auslösen." Vorteil des Rosés: Er ist
gleichzeitig leicht und süffig wie ein Weißwein, im Geschmack aber
aromatischer und voller, ähnlich einem Rotwein. "In der
Gourmet-Küche kann er aber meist nicht mithalten", meint Sommelier
Alejandro Velázquez, deswegen hat es nur ein einziger Rosé von der
Loire auf die Restaurant-Karte des "Tristán" geschafft - im Bistro
dagegen gibt es vier Rosados. Velázquez kombiniert sie zu leichten
Speisen, Reisgerichten - von Rosé zu Fleisch rät er ab.
Deingruber empfiehlt Rosés zur Pizza, Gemüse, Fisch, zur
Brotzeit oder einem Grillteller, wenn der nicht sehr stark gewürzt
ist. Zwischen vier und acht Grad ist ein Rosé auf Idealtemperatur.
Von der neuen Mode, "Rosé on the rocks" zu trinken, hält er nicht
viel: "Klar kann man ihn auf Eis trinken, strecken oder spritzen -
je nach Gusto. Allerdings würde ich dann immer zu etwas Einfachem
greifen." Roséweine kosten zwischen drei und 15 Euro.
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