Szenen wie im ehemaligen Ostblock haben sich
in dieser Woche auf Mallorca abgespielt: Vor vielen Tankstellen der
Insel stauten sich die Autos, in Supermärkten kauften die Leute,
was sie nur bekommen konnten. Der Streik der Lkw-Fahrer, der am
Montag begonnen und weite Teile der Halbinsel lahmgelegt hat, zeigt
auch auf Mallorca Wirkung.
Zwar sind die hiesigen Transportunternehmer nicht an dem
Ausstand beteiligt, viele Produkte gelangen aber nur noch spärlich
oder gar nicht mehr auf die Insel. Auf dem Festland blockieren
Streikposten mit ihren Lastwagen die wichtigen
Autobahnverbindungen, Häfen und Großmärkte. An Palmas Hafen warten
die Lkw-Fahrer darum vergeblich auf ihre Fracht. Viele
Transportschiffe aus Barcelona und Valencia laufen dieser Tage gar
nicht mehr aus. Die Insel bezieht rund 90 Prozent ihres Bedarfs vom
Festland.
Vor allem die Versorgung mit frischen Nahrungsmitteln wie etwa
Fisch und Fleisch, aber auch Gemüse und Obst, ist ins Stocken
geraten. In manchen Supermärkten blieben die Theken schon am
Dienstag leer. "Hungern werden wir trotzdem nicht", sagt Xavier
Martín, Direktor des Großmarkts "Mercapalma". Die Tiefkühlvorräte
könnten den ärgsten Mangel beheben - zumindest einige Tage
lang.
Auch Benzin und Diesel gingen vielerorts zur Neige. Schuld daran
aber waren vor allem die Hamsterkäufe: In der Sorge vor einem
echten Engpass machten sich viele Inselbewohner Anfang der Woche
daran, ihre Nahrungsmittelvorräte aufzufüllen und ihre Autos
vollzutanken. Zumindest an den Tankstellen gab es mittlerweile
Entwarnung: Sie sind vom Streik nicht direkt betroffen, da sie per
Schiff beliefert werden.
Während Teile der Bevölkerung die Entwicklung also mit Sorge
beobachten, bemüht sich die Balearen-Regierung, die Situation zu
beruhigen. Albert Moragues, Chef des Präsidialamts in Palma,
bezeichnete die Versorgung mit Benzin und Diesel als "absolut
normal". Selbst wenn es hier doch noch zu Engpässen kommen sollte,
wäre die Versorgung der Insel mit Elektrizität nicht gefährdet. Das
größte Elektrizitätswerk der Insel wird mit Treibstoff betrieben,
verfüge aber über gut gefüllte Vorratstanks.
Dagegen könne sich der Mangel an bestimmten Nahrungsmitteln laut
Moragues in den nächsten Tagen verschärfen. Das balearische
Verbraucherschutzministerium werde Inspektoren einsetzen, um Fälle
von Spekulation und überhöhten Preisen zu verhindern. In der
Tourismus-Branche drohen laut Balearen-Regierung dagegen keine
Engpässe, da Restaurants und Hotels angesichts der bevorstehenden
Hochsaison ihre Lager eben erst aufgefüllt haben.
An dem Streik sind etwa 20 Prozent der spanischen
Lastwagenfahrer beteiligt. Sie wollen durch ihren Ausstand die
Regierung in Madrid dazu bringen, Maßnahmen gegen die hohen Benzin-
und Diesel-Preise zu ergreifen. Hauptforderungen sind ein
reduzierter Tarif für Berufsfahrer sowie ein Mindestlohn. Der
Arbeitskampf gilt laut verschiedenen Juristen als "illegaler
Streik". Der Ausstand sei nicht durch das Streikrecht gedeckt, so
die Tageszeitung "El País". Dennoch zeigen sich die Streikenden
entschlossen, ihre Ziele zu erreichen. Verschärft wurde der
Konflikt noch durch den Tod eines Streikpostens. Bei Granada wurde
ein Mann überrollt, der einem Lieferwagen die Zufahrt zu einem
Großmarkt versperren wollte.
Als ob der Streik der Lkw-Fahrer noch nicht genug wäre, sind nun
auch die mallorquinischen Fischer im Ausstand. Aus Protest gegen
die hohen Spritpreise fahren sie zwei Tage lang nicht aufs
Meer.
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