Es war ein spannender Wahlabend. Zwischenzeitlich glaubten die
PPler um Ministerpräsident Jaume Matas, 32 der 59 Sitze im
Balearen-Parlament errungen zu haben. Am Ende der dramatischen
Nacht kamen sie nur auf 28 - die Macht war dahin.
Ein Jahr ist es jetzt her, dass die Balearen die politische
Wende erlebten. Den Sozialisten um Francesc Antich reichten bei den
Regionalwahlen am 27. Mai 2007 ganze 16 Sitze, um mit den kleineren
Parteien ein Regierungsbündnis zu schmieden.
Mit dabei: die Unió Mallorquina (UM), bis dato Partner der
regierenden Partido Popular. UM-Chefin Maria Antònia Munar rächte
sich nun an der Volkspartei, die ganz auf die absolute Mehrheit
gesetzt und im Wahlkampf schwere Attacken auf ihre Person geritten
hatte. Auch Inselrat und Palma gingen in jener Nacht für die
Konservativen verloren.
Jaume Matas zog die Konsequenzen aus der Niederlage: Er gab
seinen Rückzug aus der Politik bekannt und verabschiedete sich in
die USA (S.24). Die PP, ohnehin geschwächt durch die zahlreichen
politischen Skandale, hat bis heute ein Führungsproblem:
Matas-Nachfolgerin Rosa Estaràs und Calviàs Bürgermeister Pedro
Delgado streiten sich um den Vorsitz der Balearen-PP. Die
Entscheidung fällt im Juni.
Das Regierungsbündnis hat bislang gehalten - und in den Augen
der Bürger keine schlechte Arbeit geleistet. Das geht aus einer
Umfrage hervor, die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" in Auftrag
gegeben hat.
Wenn morgen Wahlen wären, könnte die PSOE auf 32'3 Prozent der
Stimmen zulegen (2007: 27'6 Prozent), während die PP Verluste von
vier Prozent hinnehmen müsste und auf 42'5 Prozent käme. Die PP
bleibt also stärkste Partei auf den Balearen, hätte aber nach wie
vor keine Chance auf die Macht in der Region. Und während
Ministerpräsident Antich von den Bürgern mit 6'2 benotet wird (auf
der Skala zwischen null und zehn), kommt Oppositionsführerin Rosa
Estaràs nur auf die Note 5'3. Einzig der links-grüne Bloc kann aus
seiner Regierungsbeteiligung kein Kapital schlagen: 7'3 statt neun
Prozent, so das Ergebnis der Umfrage. Aber das Bündnis insgesamt
hat sich konsolidiert.
Noch klarer manifestiert sich der Wandel in der Stadt Palma, wo
die beiden großen Parteien nun fast gleichauf liegen. Bei der
Sonntagsfrage kommt die PP nur noch auf 41 Prozent (2007: 46
Prozent), während die PSOE von 35'4 auf 39'5 zulegen kann.
(jog)
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