Zufall oder nicht: Das Urteil gegen den ehemaligen Bürgermeister
von Andratx, Eugenio Hidalgo, und den Baudirektor des Govern, Jaume
Massot, fiel fast auf den Jahrestag der politischen Wende auf den
Balearen. Aber auch unabhängig vom Datum haben die Ereignisse mehr
miteinander zu tun, als der ehemals so mächtigen Volkspartei auf
den Balearen lieb sein kann.
Die PP befindet sich, das zeigen auch die jüngsten Umfragen, auf
Talfahrt. Sie ist zwar immer noch stärkste Partei auf den Inseln,
aber weiter denn je von der Macht entfernt. Die Skandale lasten
schwer auf der Volkspartei. Zu Recht. Ihre Führung – hello America!
– hatte ein Klima zugelassen, das offenbar zur Selbstbedienung
einlud. Nicht nur in Andratx. Noch sind nicht alle Korruptionsfälle
ausermittelt. Und wer weiß, was bei der Prüfung von aberwitzig
teuren Prestigeobjekten wie Metro oder Palma-Arena noch ans Licht
dringt ...
Hinzu kommt, dass die Konservativen nicht nur auf den Balearen
vor einem Scherbenhaufen stehen. In Madrid wackelt der zweimalige
Verlierer Rajoy; die Partei ist auf Landes- und Regionalebene
kopflos.
Dieser Zustand ist besorgniserregend. Denn so kann die
Volkspartei ihrer wichtigen Rolle als Opposition nicht gerecht
werden. Die Schwäche von Estaràs & Co. ist eine der Stärken von
Ministerpräsident Antich. Er sitzt nach einem Jahr fest im Sattel –
trotz seines farbenfrohen Bündnisses, das nicht gerade nach
Stabilität riecht.
Die Regierung hat in ihrem ersten Jahr ohnehin keine großen
Akzente gesetzt. Fairerweise muss man hinzufügen, dass dies
angesichts leergeräumter Kassen auch schwer gewesen wäre. Daher nun
der Hauptjob Antichs: Bei den regierenden Parteifreunden in Madrid
Geld herauszuschlagen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass er
da erneut punkten kann – siehe Masterplan Playa de Palma.
Mit das Wichtigste war, dass das Linksbündnis in der
Tourismuspolitik nicht in die alten Fehler verfallen ist. Die so
wichtige Außendarstellung der Balearen ist zufriedenstellend.
Und dennoch: Auch diese Regierung verdient es, anständig
kontrolliert zu werden.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.