Palma, findet Marja de Leeuw, ist für
Hundehalter "ein Albtraum": "Ob Restaurant oder Café, Bus oder Zug
- nirgends sind Tiere erlaubt." Die Holländerin, die seit 1983 auf
Mallorca lebt und sich seit Langem im "Centro Canino Internacional"
für den Tierschutz engagiert, ist deshalb mit ihren vier Hunden
nach Llucmajor gezogen: "Man kann ja nicht mal mit dem Taxi zum
Tierarzt fahren."
Dass ihre Golden-Retriever-Hündin an kaum einen Strand und
nirgends schwimmen darf - "Nicht einmal im Winter!" - findet Katja
Siebert besonders nervig: "Als der Hund einmal ohne Leine im Meer
war, bekam ich gleich eine Multa über 80 Euro." Man müsse froh
sein, wenn man mal ein Restaurant finde, in dem der Hund wenigstens
mit auf die Terrasse dürfe. Wegen der nicht seltenen beruflichen
Abendtermine habe sie sich einen Hundesitter zulegen müssen: "Das
geht richtig ins Geld." Katja Siebert ist der Ansicht, dass die
Restriktionen deutlich zugenommen haben in letzter Zeit:
"Leinenzwang überall, und ständig wird man kontrolliert. Ein Hund
braucht doch mal Auslauf!"
Verbote, Einschränkungungen, Kontrollen: Tiertrainerin Christina
Gondesen, die seit einigen Monaten auch auf der Insel arbeitet, hat
"noch nie so viele bissige Hunde wie auf Mallorca gesehen": "Das
liegt daran, dass eine artgerechte Haltung hier fast unmöglich zu
sein scheint." In der Gemeinde Calvià etwa habe man nun drei
weitere Polizisten zur Kontrolle des Leinenzwangs abgestellt, und
auf Balkon oder Terrasse dürfe ein Hund hier nicht mehr 24 Stunden
am Tag untergebracht werden: "Natürlich nicht aus
Tierschutzgründen, sondern wegen der Lärmbelästigung."
Alejandro Saucedo, der in Palmas Altstadt wohnt, ist froh, dass
er überhaupt eine Terrasse hat, wo sein Cockerspaniel auf ihn
warten kann, wenn er arbeitet. "Abends gehe ich mit meinen Freunden
nur noch in meine Stammkneipe, wo wir wenigstens draußen mit den
Tieren sitzen dürfen." Der Madrilene, der seit fast 30 Jahren auf
Mallorca lebt, hält seine Landsleute generell für "tierfeindlich":
"Im Vergleich zu den Nordeuropäern sind die Spanier, was Tierschutz
und -rechte angeht, regelrecht rückständig." Und zeigt demonstrativ
auf den 1'50 Meter mal 1'50 Meter eingetäuten "Sandkasten", der
ganz am Rande der "Plaça del Bisbe Berenguer" als "Hundeklo"
eingerichtet wurde: "Noch Fragen?"
Die Antwort auf die zunehmenden Restriktionen liegt für Sofia
Kohmann, Tierärztin an der "Eurotierklinik" in Arenal, auf der
Hand: "Je mehr Touristen, desto mehr Hunde." Grundsätzlich habe
sich der Tierschutz in den letzten 15 Jahren - "parallel mit dem
Umweltschutz" - dennoch kontinuierlich verbessert: "Zu hundert
Prozent sogar." Während diese erfreuliche Entwicklung etwa bei der
Zahl der Tierarztbesuche Mut mache, sei das Leid der Kettenhunde im
ländlichen Inselbereich nach wie vor ein Trauerspiel: "Da wird, wie
beim Stierkampf, einfach mit dem Schlagwort ,Tradition' jedem
Fortschritt ein Riegel vorgeschoben."
Bei der Einreise vierbeiniger Inselbesucher verhält es sich
ähnlich: Während die Zahl der Hotels, die Hunde erlauben, im
restlichen Spanien seit 2001 ständig steigt - in Andalusien etwa
von 292 auf 414 Häuser um 42 Prozent oder in Madrid von 72 auf 124
um 72 Prozent - ist sie auf den Balearen rückläufig: Sie ging von
145 auf 141 Hotels um drei Prozent zurück.
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