Die Kreuzfahrtbranche ist in Champagnerlaune. Nicht nur, weil
immer mehr Hotelschiffe zur See getauft werden. Die Lust der
Europäer, vor allem der Deutschen, ihren Urlaub auf See zu
verbringen und täglich neue Reiseattraktionen zu erleben, nimmt
Jahr um Jahr zu. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl
der deutschen Kreuzfahrtgäste auf knapp 763.000 mehr als
verdoppelt, schreibt das Reisemagazin "Travel Talk". Allein im
vergangenen Jahr buchten nahezu acht Prozent mehr Bundesbürger eine
Kreuzfahrt. Und ein Ende des Passagierzuwachses ist nicht
abzusehen. "Das Potenzial in Deutschland ist noch lange nicht
ausgeschöpft", sagte Michael Thamm, Aida-Chef und Schiffexperte des
Deutschen Reiseverbandes (DRV) jüngst auf der Internationalen
Tourismus-Börse ITB in Berlin.
Das sind Entwicklungen, wie sie sich auch im Hafen von Palma
bemerkbar machen. Hier wurden 2007 erstmals mehr als eine Million
Kreuzfahrttouristen registriert. Im Vergleich zum Vorjahr betrug
der Zuwachs 14 Prozent auf exakt 1.048.906 Urlauber zur See. Der
Anteil jener Gäste, die Palma als Start- und Endpunkt ihrer
Kreuzfahrt nutzen, lag mit 552.303 über dem jener Kreuzfahrer, die
im Rahmen ihrer Schiffsreise lediglich einen Tag in Palma Station
einlegen, nämlich 496.603.
"Für uns sind natürlich jene Urlauber, die Palma zum Ein- und
Ausschiffen benutzen, von höherer wirtschaftlicher Bedeutung für
die Insel", sagt Raimond Jaume, Sprecher der balearischen
Hafenbehörde. Denn diese Gäste würden in der Regel vor oder nach
der Kreuzfahrt noch einen Aufenthalt auf Mallorca einlegen und
Dienstleistungen wie Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche,
Freizeit-Angebote, Taxifahrten et cetera in Anspruch nehmen. Im
Vergleich dazu hielten sich die anderen Kreuzfahrer lediglich
wenige Stunden in Palma auf.
Nach einer Studie der Balearen-Regierung halten sich die
Kreuzfahrttouristen im Schnitt 1'45 Tage auf den Inseln auf. (Die
Berechnung basiert auf jenen Reisenden, die im Hafen lediglich
Station einlegen, sowie auf der Hälfte der Gäste, die Palma als
Basishafen nutzen.) Danach gibt jeder Kreuzfahrer im Schnitt 61
Euro aus. Insgesamt erzielten die Inseln 2007 durch das
Kreuzfahrtgeschäft Einnahmen in Höhe von 85'22 Millionen Euro, 19'6
Prozent mehr als im Vorjahr.
Seit elf Jahren schon wird Palma von der deutschen
Kreuzfahrtreederei Aida Cruises - einer Tochter des
Weltmarktführers Carnival Cruise Lines - als Basishafen genutzt.
Aida ist damit nicht alleine. Auch drei britische Reedereien mit
sieben Schiffen laufen hier regelmäßig ein und aus. Und im
kommenden Winter soll ein Ozeandampfer der Royal Caribbean Cruise
Lines, weltweit die zweitgrößte Kreuzfahrt-Reederei, ebenfalls
Palma zu seiner Basis machen, versichert die Hafenbehörde. Noch
seien aber die Verträge nicht unter Dach und Fach.
Angesichts dieser Zunahme der Schiffsreisen geht es im Hafen von
Palma mitunter sehr eng zu, insbesondere in den typischen
Kreuzfahrermonaten Mai und Oktober sowie in den Sommermonaten. Aus
diesem Grund fordern Reedereien und Wirtschaftsverbände schon lange
einen Ausbau der Infrastrukturen. Seit Ende 2007 nimmt die
Hafenbehörde diese Forderungen sehr ernst. Bis 2010 soll die Mole
beim heutigen Fährhafen um insgesamt 430 Meter verlängert werden.
Dann können dort bis zu sechs große Kreuzfahrtschiffe anlegen. Vier
mehr als derzeit. Kostenpunkt: 23 Millionen Euro.
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