Radprofis müssen damit leben, ständig auf das Thema Doping
angesprochen zu werden. Doch auch im Nachwuchsbereich ist Doping
ein Thema.
Im Hotel Iberostar Alcúdia Park hat der Bund Deutscher Radfahrer
(BDR) gerade die Junioren-Nationalmannschaften männlich und
weiblich zum Lehrgang zusammengezogen. Die zwischen 16 und 19 Jahre
alten Nachwuchskräfte diskutierten nicht nur am Rande über Doping.
Vielmehr war ein Doping-Präventionsprojekt Bestandteil des
Insel-Aufenthalts.
"Statistisch gesehen ist es nicht unwahrscheinlich, dass einige
der aktuell in der Juniorenklasse Fahrenden spätestens als Elite-
oder Berufsradfahrer in Versuchungssituationen geraten werden",
begründet der Freiburger Sportpsychologe Benjamin Fischer seinen
Einsatz. Er hat sich mit den jungen Radfahrern abseits der
Trainingseinheiten in kleinen Gruppen zusammengesetzt. Doch die
Teenager erwartete kein erhobener Zeigefinger. "Kampagnen, die
Angst machen, sind gerade bei Jugendlichen wirkungslos", meint
Fischer. "Es ist blauäugig, zu glauben, man könnte Athleten vom
dopen abhalten, bloß weil man ihnen sagt, dass es schlecht für ihre
Gesundheit ist und sie davor warnt, dass sie erwischt werden
könnten."
Der Freiburger Sportpsychologe wollte nicht zuletzt die
Eigenverantwortung wecken. "Die Sportler müssen verstehen, dass sie
selbst sich informieren müssen, was sie zu sich nehmen, wie
Doping-Kontrollen ablaufen, was das Regelwerk sagt. Denn sie sind
letztendlich verantwortlich, wenn etwas schiefläuft." Auch der
Glaube an sich selbst sei wichtig: "Wer nicht fest davon überzeugt
ist, ohne verbotene Methoden schnell Rad fahren zu können, der wird
es auch nicht können, geschweige denn Rennen gewinnen", meint
Fischer, der selber aktiver Radler ist und 1999 deutscher Meister
der Senioren wurde. Auf Mallorca trainierte Fischer mit dem
Nachwuchs - vielleicht ein Punkt, der Vertrauen schaffte. Zunächst
habe Fischer nämlich durchaus Skepsis bei den Sportlern gespürt.
"Ich glaube, mir ist es dann aber relativ schnell gelungen, eine
vertrauensvolle Atmosphäre herzustellen."
Bei aller psychologischer Arbeit weiß Fischer, dass das nur ein
Teil im Kampf gegen Doping sein kann. Kontrollen und Sanktionen
seien unabdinglich. "Und, so leid es mir tut, auch die öffentliche
Skandalisierung hat ihren Teil beigetragen." Generell sei der
Radsport nicht unbedingt anfälliger für Doping-Vergehen als andere
Sportarten, meint Benjamin Fischer. "Eine gewisse Sonderstellung
hat der Radsport allerdings schon", räumt er ein. "Doping liegt in
der Tradition des Radsports. Bei den Profis gehörte das von Anfang
an dazu."
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