Wohl jeder Deutsche auf Mallorca hat diesen
Mann schon mal irgendwie wahr-genommen. Sei es auf Plakaten an der
Playa de Palma, im deutschen Fernsehen oder direkt dort, wo er
bekannt wurde: im berühmt-berüchtigten Party-Tempel "Oberbayern".
Dort sorgt "Helmut aus Mallorca", wie er sich selber nennt, für
Stimmung. Und das schon ganz, ganz lange. "Am 22. Juli 2008 bin ich
auf den Tag genau 20 Jahre im Oberbayern", erzählt Helmut, der mit
bürgerlichem Nachnamen Schafzahl heißt.
Der Österreicher aus der Steiermark hatte wesentlichen Anteil
daran, dass sein Arbeitsplatz zum Kult wurde bei denjenigen, die
zum Feiern nach Mallorca kommen. Allerdings machte sich der
Musiker, der schon als Jugendlicher auf der Bühne Geld verdiente,
weniger mit seinem eigentlichen Beruf einen Namen, sondern eher als
Stimmungsmacher. So wollten ihn auch in den 90er Jahren die
deutschen TV-Teams sehen, die die Playa de Palma in Scharen
heimsuchten. "Ich wurde im Fernsehen gar nicht als Musiker gezeigt,
sondern nur als Animateur, der die Leute auszieht. Angekotzt hat
mich das!"
Hintergrund: Bei Helmut gab es regelmäßig Fleischbeschau. Er
moderierte die Miss- und Mister-Wahlen, bei denen der
alkoholbedingte Verlust jeglicher Hemmschwellen dafür sorgte, dass
die Kandidaten nackig auf der Bühne standen. Diese Wahlen gibt es
auch heute noch, sie sind aber inzwischen ein alter Hut.
Helmut Schafzahl feierte am 16. Februar seinen 61. Geburtstag.
Aufgewachsen ist er in der Nähe von Graz, lernte Dreher. Diesen
Beruf übte er aber nicht lange aus. Musik war sein Leben und mit
der Musik wollte er das Geld verdienen. Aber mit was für einer
Musik: Stimmungslieder, Par-ty-Mucke, am besten noch etwas zum
Mitgrölen. Nervt es nicht manchal, total auf diese Schiene
festgelegt zu sein? "Leider Got-tes. Aber meine Plattform ist nun
mal diese Stim-mungsmusik. Wenn die Leute zu den Auftritten kommen,
dann haben sie überhaupt kein Interesse zuzuhören, wenn man mal
auch etwas anderes singt." Im Winter tritt Helmut, der mit Frau
Maggie und Sohn Helmut junior (wird im Mai 18) seit einigen Jahren
fest an der Playa de Palma lebt, auch regelmäßig im "Bierkönig" auf
- und natürlich in den öster-reichischen Skigebieten bei
Apres-Ski-Veranstaltungen. Die Musik ist identisch, Helmuts
aktueller Song heißt "Wedeln". "Skifahrer wissen, was das ist. Hin-
und herrutschen auf der Piste", grinst der Musiker. Seiner
Plattenfirma hat er gerade einen anderen Song eingereicht, einen
Schlager im aktuellen Sound, der im eigenen Studio entstanden ist.
Ob man sowas aber von "Helmut aus Mallorca" wirklich hö-ren will?
"Vielleicht werde ich das ja gar nicht singen. Wenn die
Plattenfirma sagt, das Lied ist gut, aber für einen anderen Sänger,
dann bin ich halt der Produzent." Mallorca ist für Helmut in den
vergangenen 20 Jahren sein Zuhause geworden. Dass er irgendwann
zurückgeht in die Steiermark, ist unwahrscheinlich. "Da kenne ich
ja kaum noch jemanden, außer meiner Mutter und meiner Schwester."
Also wird man den fitten Österreicher (spielt Tennis, fährt kürzere
Strecken immer mit dem Fahrrad) auch künftig im "Oberbayern"
antreffen. Dort trat er früher mit seiner Band, den Dominos, auf,
und später als Solo-Künstler. Im vergangenen Jahr konnte man ihn
als Sänger, Moderator und auch schon mal hinter dem DJ-Pult erleben
- die Kultfigur der Diskothek war einfach da, zur Freude der
Fans.
In 20 Jahren auf der Par-tymeile hat Helmut Schaf-zahl viele
Veränderungen erlebt. Zwei Einschnitte empfand er als besonders
gravierend: "Früher gab es immer und überall Musik, 24 Stunden
lang. Dann kam das Musikverbot im Freien nach Mitternacht. Das hat
voll reingehauen, ich wurde immer wieder von wütenden Urlaubern
angesprochen." Und dann war da noch die Einführung des Euros. "Der
Deutsche hat doch gar nicht darauf geachtet, was 1000 Peseten sind.
Als der Euro kam, haben sie sich jeden Cent Wechselgeld zurückgeben
lassen. Jetzt weiß ich, was der Kaffee kostet, hieß es. Vorher
haben sie das nicht gewusst."
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