Der Nieselregen auf dem Golfplatz scheint sie
nicht zu stören, denn die Luft ist mild und die Stimmung
ausgelassen. Die 45 russchischen und baltischen Teilnehmer des
„Grand Prix Mallorca Golf 2008” haben teilweise lange Strecken auf
sich genommen, um an dem Turnier auf Mallorca teilzunehmen, und
viele freuen sich schon über die Pusgrade auf dem Thermometer an
einem Tag im Februar. Igor Zatravkine ist zum ersten Mal auf der
Insel, sein Flight-Partner Arunas Kuraitis dagegen kommt schon seit
vier Jahren hierher und besitzt eine Wohnung in Bendinat. „Wir
lieben die Insel nicht nur wegen ihres Klimas, sondern vor allem
wegen der guten Erreichbarkeit, der exzellenten Infrastruktur und
der Sicherheit”, sagt der Golfplatzunternehmer aus Litauen.
Deutsche, englische oder gar spanische Teilnehmer findet man bei
diesem Turnier nicht, denn eine der Voraussetzungen für die
Teilnahme im Golfclub Puntiró war es, die Einladung in kyrillischer
Schrift zu entziffern, so erklärt Organisator Vladimir Tigonen mit
einem Augenzwinkern.
Bereits im sechsten Jahr in Folge findet das russische
Golfturnier auf Mallorca statt, die ersten vier Jahre wurde es vom
russischen Golfverband organisiert. „Seit 2007 veranstalte ich das
Turnier hier auf der Insel, und das Interesse an der Veranstaltung
steigt”, berichtet Tigonen. In diesem Jahr seien schon 13
Teilnehmer mehr als im Vorjahr gestartet, 2009 rechnen die
Veranstalter mit mindestens 70 Spielern.
Der gebürtige Russe lebt seit zehn Jahren auf der Insel, kaufte
sein Haus damals beim Immobilienunternehmen Minkner & Partner
und arbeitet heute für das Unternehmen als Berater für den
russischen Markt. Dass Minkner in diesem Jahr Hauptsponsor des
Golfturniers für die russischen Gäste ist, ist Teil eines Konzepts,
in das zurzeit viel Arbeit und Mühe investiert wird. „Der russische
Markt ist sehr schwer zu bearbeiten, ist aber auf jeden Fall ein
Markt mit Zukunft hier auf der Insel. Wir investieren zurzeit sehr
viel auf diesem Gebiet”, sagt Immobilienunternehmer Lutz Minkner.
„Es ist eine äußerst anspruchsvolle Klientel, die aber, ähnlich wie
deutsche oder englische Kunden, in allen Preissegmenten sucht.” Es
sei also keineswegs so, dass nur schwerreiche Kunden aus Russland
hier auf die Insel kämen.
Akquise im oberen Einkommensbereich betrieb Minkner &
Partner aber dennoch im vergangenen Jahr auf der „Millionaires
Fair” 2007 in Moskau. „Wir werden auch in diesem Jahr, im März und
April, wieder auf zwei Messen dort vertreten sein, unter anderem
auf einer Immobilienmesse in Moskau”, erklärt Minkner.
Das Immobilienunternehmen Kühn & Partner setzt derweil auf
gezielte Kooperationen und Partner vor Ort und plant konkret, am 1.
Juli dieses Jahres die erste Dependance in der russischen
Hauptstadt Moskau zu eröffnen. "Wir gehen bewusst nicht auf die
Messen, das ist nicht unsere Zielgruppe", erklärt Bernd Katzmarcik,
Geschäftsführer bei Kühn & Partner. "Es sind nicht die
typischen Cote-d'Azur-Kunden, die Mallorca für sich entdecken,
sondern eine anspruchsvolle, teilweise sehr gebildete Kundschaft,
die die Insel in erster Linie wegen der Ruhe und der Sicherheit
hier schätzt", meint Katzmarcik. "Sie wollen ihren Reichtum hier
nicht protzig zur Schau stellen, sondern treten nach außen hin eher
unauffällig auf." Es sei keine Flut von neuen russischen
Mitbürgern, die hier über die Insel schwappe, sondern vielmehr eine
eher verhaltene, kleine Gruppe, die nicht gerne direkt auftrete,
schildert Werner Lietz seine Erfahrung. Der Immobilienunternehmer
aus Port d'Andratx testete 2006 auf einer russischen
Immobilienmesse den Markt für Mallorca und ist nicht davon
überzeugt, dass das "Geschäft mit den Russen" hier viel Zukunft
hat.
Dennoch scheint die Präsenz auf der Insel, wie auch in anderen
Teilen Spaniens, in den vergangenen Jahren merklich gewachsen zu
sein. Auf den Balearen sind 1200 russische Einwanderer gemeldet,
die hier leben und arbeiten. "Hochburgen in Spanien sind nach wie
vor Andalusien, Madrid oder Barcelona", sagt Ania Pali, Redakteurin
der russischen Zeitung "MK España", die einmal pro Woche in Málaga
für ganz Spanien gedruckt wird. "Unsere Auflage beträgt 15.000, und
sie steigt von Jahr zu Jahr, was zeigt, dass unsere Landsleute
weiterhin kommen." Auf Mallorca bereiten sich jedenfalls nicht nur
Immobilienunternehmer auf die vielversprechende Kundengruppe vor.
Banken wie die Caixa Catalun- ya in Barcelona stellt russische
Mitarbeiter ein, und in Llucmajor eröffnete kürzlich eine Schule
für russische Sprache und Kultur. Laut Inhaber Hendrik Lührssen
haben hier bereits zahlreiche Unternehmen auf der Insel ihre
Mitarbeiter angemeldet. So kann sich Golf-Turnier-Veranstalter
Vladimir Tigonen vielleicht im kommenden Jahr auch über deutsche
oder englische Teilnehmer freuen, die dann in der Lage sind, die
russische Einladung zum Turnier zu entziffern.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.