Urlaub unter Palmen - das ist für viele Nordeuropäer Inbegriff
von unbeschwertem Sommergefühl weit weg von allen Alltagssorgen.
Aber vielleicht nicht mehr lange: Erst in Südostasien und seit
einigen Jahren auf dem spanischen Festland, den Kanaren, in Italien
und Frankreich grassiert eine Insekten-Plage, die eine ernst zu
nehmende Bedrohung für den gesamten Palmenbestand der
Mittelmeerregionen darstellt. Im November 2006 wurde der erste
kranke Baum auf Mallorca ausgemacht. Inzwischen sind auf der Insel
bereits 120 Palmen gefällt und verbrannt worden. Ein Ende des
Palmensterbens ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: „Der Käfer
verbreitet sich immer schneller”, sagt Pep Rosselló, Leiter der
zuständigen Abteilung im Landwirtschaftsministerium.
Er ist nur daumengroß, aber mächtig gefräßig: Der Rote
Palmrüsselkäfer (Rhynchophorus ferrugineus) ist eigentlich ganz
niedlich anzusehen, doch für Gärtner und ganze Gemeinden ein
regelrechter Albtraum, weil er im Mittelmeerraum keine natürlichen
Feinde hat und sich ungehindert vermehren kann. Nach den
Erkenntnissen von Rosselló hat das Insekt sich von Indonesien aus
über den Nahen Osten nach Ägypten und von dort nach Spanien
verbreitet. „Wahrscheinlich gelangte der Käfer von Valencia nach
Mallorca”, sagt Pep Rosselló. Dort wütet der Palmenkiller bereits
seit Jahren und hat Tausende Bäume zerfressen. Auch Málaga wird
seit Jahren von der Plage heimgesucht. „Aus dem Stadtbild sind sie
aber nicht verschwunden”, berichtet Beatrice Ehrlich, eine Kollegin
von der Süddeutschen Zeitung in Mälaga.
Auf Mallorca gibt es zig-Tausende der dekorativen Pflanzen.
Alleine in der Bucht von Palma sind es knapp 5000, in der Region
von Cala d'Or nach Rossellós Schätzungen vielleicht 5000 bis 10.000
Stück. Die bislang betroffenen Orte der Insel sind Cala d'Or, Sa
Ràpita, Pollença und Alaró. In Arenal ist erst eine Palme dem
Rüsselkäfer zum Opfer gefallen. Und Rosselló rechnet auch nicht
damit, dass sich das gewohnte Bild am Strand und an Palmas Paseo
Marítimo in den nächsten Jahren groß ändern wird: Zum Glück wurde
dort eine Palmenspezies gepflanzt, die gegen den roten Parasiten
relativ unempfindlich ist, eine Dattelpalme.
Die 120 bereits toten und gefällten Bäume waren zu 99 Prozent
die anfälligen Kanarischen Dattelpalmen, erklärt der Experte. Sie
wurden meist erst in der jüngeren Vergangenheit gepflanzt und
werden gerne in neuen Siedlungen und Bauprojekten verwendet
Im Kampf gegen die Insektenplage ist man auf Mallorca
theoretisch im Vorteil: Die Behörden können auf die Erfahrungen aus
den seit Jahren betroffenen Regionen zurückgreifen. Leider habe
bislang niemand die Expansion des gefräßigen Käfers aufhalten
können, meint Rosselló. Mit Insektiziden könne man vorbeugend gegen
die Tierchen vorgehen (siehe nebenstehenden Artikel). Um auf Nummer
sicher zu gehen, müsste man die Bäume allerdings alle vier Wochen
behandeln – eine kostenintensive Pflege. Manche Gemeinden wollen
immerhin zwei Mal im Jahr aktiv werden. Privatleuten rät Rosseló
vom Kauf von Palmen ab.
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