Den neun Männern, die nach mehreren Tagen in einem
Drei-Meter-Schlauchboot am Mittwoch endlich die ibizenkische Küste
erblickt haben, muss ein Stein vom Herzen gefallen sein: Europa in
Sicht! Ähnlich abenteuerlich war die Reise von etwa 30 weiteren
Nordafrikanern verlaufen, die wenige Tage zuvor in zwei kleinen
Booten an der Küste Mallorcas gelandet waren. Anscheinend ist das
Wetter gerade günstig für den Bootstrip von Algerien zu den
Balearen. Problem: Am Ziel der Träume angekommen, wurden die
modernen Glücksritter nicht etwa für ihren Wagemut bejubelt,
sondern als illegale Eindringlinge festgenommen und eingesperrt, um
in ihr Heimatland zurücktransportiert zu werden, ohne auch nur
einen Blick auf das gelobte Land werfen zu können.
Ist das der Beginn einer neuen Flüchtlingswelle Richtung
Balearen? Die Zahlen, die Spaniens Innenminister Alfredo Pérez
Rubalcaba vergangene Woche präsentiert hat, sprehen dagegen: 2007
sei die Zahl der Bootsflüchtlinge im Vergleich zum Vorjahr um über
die Hälfte zurückgegangen: 18.057 illegale Einwanderer wurden im
vergangenen Jahr an Spaniens Küsten festgenommen. Eine stärkere
Polizeipräsenz, aber auch eine bessere Zusammenarbeit mit den
afrikanischen Herkunftsländern sei Grund für den Rückgang.
Überhaupt habe Spanien die illegale Immigration laut Rubalcaba ganz
gut im Griff: 92 von 100 Illegalen würden an den Airports oder
Landesgrenzen aufgegriffen und dorthin zurückgeschickt, wo sie
herkommen.
Angesichts der weltweiten demografischen und wirtschaftlichen
Entwicklungen kann man sich aber ausrechnen, dass der
Einwanderungsbedarf in Europa und der Einwanderungsdruck in den
kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen werden. Wer ist uns
willkommen und wer nicht? Wie gehen wir mit den illegalen
Einwanderen um? Diese Fragen werden uns hier auf Mallorca in
Zukunft genauso beschäftigen wie die Menschen in München. Mallorcas
Küste ist die Grenze Europas, genauso wie die deutsche Ostgrenze,
wo in diesen Tagen 600 Illegale aufgegriffen werden.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.