Ein Stadtrundgang durch Palma während der
Feiertage kann, aber muss sich nicht auf Weihnachtliches
beschränken. Die Stadt bietet Weltkunst. Die ganz großen Namen des
19./20. Jahrhunderts sind in einer Ausstellung im Kulturzentrum La
Caixa versammelt: Titel: „Zwischen Picasso und Dubuffet” –
insgesamt 150 Bilder von 50 Künstlern. An erster Stelle ist hier
Picasso bemerkenswert, der mit Werken aus den Jahren 1917 bis 1970
vertreten ist; dazu Künstler des Kubismus wie Fernand Léger oder
Raoul Dufy; Klassiker der französischen Moderne wie Georges Roualt,
Edgar Degas, Claude Monet sowie eine Zeichnung von Paul Cézanne,
den der Schweizer Sammler und Galerist Jean Planque ganz besonders
schätzte.
Aus seiner Sammlung stammen die Exponate im Gran Hotel, dem Sitz
des Kulturzentrums La Caixa. Unserer Zeit zuzuordnen sind Bilder
des Amerikaners Sam Francis, des Franzosen Jean Dubuffet oder des
Spaniers Manolo Millares. Die Räume in Gran Hotel sind dazu
angetan, diese Ausstellung zu einem Ereignis werden zu lassen.
Das Kulturzentrum Sa Nostra in Palma, Carrer Concepció hat nach
aufwendiger Renovierung nun wieder geöffnet und zeigt eine
vielschichtige Ausstellung.
Der privaten Initiative der Galeristen Pep und Fréderic Pinya ist
es zu verdanken, dass einer der wichtisten deutschen
Nachkriegskünstler, Joseph Beuys, in Palma zu sehen ist. Gemeinsam
mit dem Katalanen Joan Brossa zeigt das Centre Cultural
Contemporani Pelaires, Via Verí, einige der markantesten
Beuys–Werke.
In der Sala Pelaires, Carrer Pelaires, sind Bilder des
mallorquinischen Künstlers Rafel Joan zu sehen. Seine abstrakten
Werke zeigen Mallorca aus der Vogelschau. Beide Ausstellungen sind
bis März geöffnet.
Das Museum Es Baluard an der Porta Santa Catalina präsentiert
bis 9. Januar Fotografien aus der Zeit um 1900 bis heute: „M+M.
Pasión por la fotografía.” M+M steht für Michel und Michèle Auer:
ein Schweizer Ehepaar, das in über 30 Jahren eine einzigartige
Sammlung zusammengetragen hat. Es Baluard zeigt eine Auswahl von
130 Arbeiten.
Ein Teil der Schau hat historischen Charakter. Hier sind die
großen Namen der Fotografie zu sehen: Cartier-Bresson, Man Ray,
Brassai, Lewi W. Hine, Eugèn Atget, André Kertész, Rodchenko oder
Moholy-Nagy. Ein zweiter Teil zeigt Akte zeitgenössischer
Fotografen wie Rafael Navarro oder Bernard Plossu sowie anderer
noch unbekannter Kunstfotografen.
Der Casal Solleric am Borne präsentiert Eisen-Skulpturen des
mallorquinischen Malers und Bildhauers Pep Canyelles (1949) aus den
Jahren 1985 bis 2007, fast alle abstrakt, immer formschön und
ästhetisch. Dazu Installationen des Madrider Künstlers Mateo Maté
(1964), die das Militärische in unserem Alltag aufs Korn nehmen.
Beide Künstler haben internationales Renommee.
In der Miró–Stiftung in Calamajor, Carrer Saridakis, findet bis
zum 6. Januar eine Ausstellung mit Landschaftsansichten statt, wie
man sie nicht kennt. „Metapaisatges – Landschaften und digitale
Kunst” zeigt die Visionen von sechs internationalen Künstlern, die
sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die Miró-Stiftung folgt damit
ihrem Konzept, für die neuen Medien in der Kunst ein Forum zu
schaffen.
Einer der besten zeitgenössischen Maler ist in der Galería Maior
in Palma, Carrer Can Sales, zu sehen: José Maria Sicilia (1954).
Die Arbeiten in Wachs, sowohl auf Holz als auch auf Papier,
entstanden erst kürzlich in Sóller, wo der Künstler Werkstatt und
Haus besitzt.
Die Galerie Joanna Kunstmann im Carrer Sant Feliu präsentiert
die Arbeiten zweier Künstlerinnen: Maria Catalán (1961) ist mit
neuen, großformatigen, abstrakten Leinwänden in Weiß–, Grün– und
Blautönen vertreten sowie mit kleinen, 25 x 22 cm großen
Eisenarbeiten. In ihrer langen Biografie als Künstlerin und als
Assistentin von Edward Micus hat Maria Catalán zahlreiche
Ausstellungen in Ibiza, Paris, Düsseldorf und anderen deutschen
Städten realisiert. Ihre letzte große Museumsausstellung fand in
diesem Sommer in Palma im Casal Solleric statt. Dazu Tonskulpturen
von Margalida Escalas (1953). Herausragend sind ihre hohen Stelen
aus schwarzem Ton.
Die Galerie Kewenig zeigt im Oratorium Sant Feliu 28 Arbeiten
von Francis Picabia (1879 – 1953), fünf Bilder und 23 Zeichnungen,
alle entstanden zwischen 1921 und 1951.
Picabia, eigentlich Francis-Marie Martinez Picabia, war einer
der produktivsten Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts;
in seinem Oeuvre sind die bedeutendsten künstlerischen Innovationen
dieser Zeit enthalten.
Das Spektrum der jetzigen Ausstellungen beweist wieder einmal,
dass die Balearen-Metropole sich zu einem bemerkenswerten
Kunststandort entwickelt hat.
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