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Spanien ist nicht Italien, und Palma ist nicht Milano. Deshalb glich unsere Fahrt mit dem ersten auf Mallorca zugelassenen Exemplar des neuen Fiat 500 durch Palma und Umgebung nicht einem Siegeszug, wie es im Frühjahr bei der Vorstellung des Nachfolgers des legendären Cinquecento in Italien der Fall gewesen war. Vielleicht lag es aber auch an dem unauffälligen Blau, in dem der Testwagen lackiert war, dass der kleinen Knutschkugel nicht jedermanns Aufmerksamkeit gewiss war. Aber die, die guckten, guckten genau. Sie erfreuten sich an den rundlichen Reizen des kleinen Autos, am schmucken Design des Innenraums.
Unser Testwagen mit dem 100-PS-Benziner war gut, wenn auch nicht üppig motorisiert; schließlich wiegt der Zwerg fast eine Tonne. Den Wert für die Beschleunigung 0 auf 100 km/h gibt das Werk mit 10'5 Sekunden an, die Spitze mit 182 km/h.

Den meisten werden die schwächeren Versionen (siehe Kasten) genügen, denn der 500er ist ein Auto im Wesentlichen für die Stadt. Weil er wendig und mit seiner Länge von nur 3'55 Metern bestens zu parken ist. Die ideale rollende Einkaufstasche.

Man kann mit dem Auto natürlich auf der ganzen Insel unterwegs sein. Aber weil sein Fahrwerk mit leisem Hoppeln stets Auskunft über den Straßenzustand gibt, werden längere Fahrten nicht zum ungetrübten Vergnügen. Und überhaupt nicht zu empfehlen ist beispielsweise die Fahrt von Deutschland nach Spanien. Nicht nur wegen der Hoppelei über eineinhalbtausend Kilometer oder des kleinen Kofferraums: Da das Auto dort wie hier exakt das Gleiche kostet, lohnen sich Überführung oder Import nicht. Den freundlichen Fiat-Händler in Palma freut's.

Der erklärt auch gern die Ausstattung des Flohs. Sieben Airbags sind an Bord; das ist selbst in den höheren Klassen nicht üblich. Dafür kostet die Schleuderbremse ESP Aufpreis. Der Innenraum wirkt keineswegs kleinwagenmäßig; die verarbeiteten Materialien sind deutlich hochwertiger als bei den meisten vergleichbaren Modellen. Der Qualitätseindruck ist deshalb ausgezeichnet, die Sitze sind ausreichend bequem, die Grundausstattung ist erfreulich üppig (ABS, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Servolenkung, Radio, komplette Sicherheitsausstattung).

Der Platz ist vorn ordentlich und hinten knapp; das Krabbeln auf die hinteren Sitze ist nur Kindern zuzumuten. Wird die hintere Sitzlehne vorgeklappt, wächst das Ladevolumen auf das Dreifache des Kofferraums.

Den Verbrauch gibt das Werk je nach Motorisierung zwischen 4'2 und 6'3 Litern pro 100 km an, den CO2-Ausstoß mit erfreulich bescheidenen 119 bis 149 Gramm pro Kilometer.

Was braucht man an Extras? Pflicht ist ESP (350 Euro), empfehlenswert vor allem das feste Glasdach (500 Euro), das den Innenraum wunderbar hell macht. Ledersitze (1000 Euro) sind verzichtbar.

Erinnerungen an den alten Cinquecento werden nur bei Form und Farben wach. Ansonsten ist der Nachfolger ein sehr erwachsenes, praktisches, gut ausgestattetes und sicheres Fahrzeug, das sich als Zweitund Stadtwagen bestens eignet. Und nicht nur die Damenwelt wird sich in den süßen Fratz verlieben. Ciao, bello. Vorsicht, Mini.