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Wenn bislang von Mallorcas Nobelhäfen die Rede war, dann spielte Port Adriano nach Palma, Portals Nous, Cala d'Or und Port d'Andratx lediglich eine Nebenrolle. Das wird sich durch die Erweiterung des Hafens ändern, die im Oktober begonnen wurde und bis zum Jahr 2010 abgeschlossen sein soll. 82 neue Liegeplätze für Schiffe bis zu 60 Meter Länge werden für manchen Krösus unter den Freizeitkapitänen des Mittelmeers eine Attraktion sein. Mit der Verpflichtung von Stardesigner Philippe Starck hat sich die Konzessionsfirma Ocibar, die den Port Adriano betreibt und in die Erweiterung 40 Millionen Euro investieren will, ein großes Medienecho gesichert und auf eine avantgardistische Gestaltung der Installationen an Land gesetzt.

Obwohl die Häfen der Balearen mit ihren rund 20.000 Liegeplätzen den Bedarf der Nautikszene schon lange nicht mehr abdecken können, ist eine Vergrößerung des Angebots für Skipper auf den Inseln kaum noch möglich. Aus Landschafts- und Naturschutz-Gründen haben neue Hafenprojekte auf Mallorca derzeit keine Chance. Und auch eine so umfangreiche Erweiterung wie in Port Adriano wird es in absehbarer Zeit wohl in keinem anderen Yachthafen geben.

Auch dieses Projekt ist den Umweltschützern ein Dorn im Auge: Durch den Bau der neuen Mole würden ökologisch wertvolle Posidonia-Wiesen zubetoniert und Lebensräume verschiedener Fischspezies zerstört, werde der Schiffsverkehr und dadurch die Belastung des Gewässers und der Küste zunehmen. „Die Gegend um Port Adriano ist ein gutes Beispiel für ein schlechtes Küsten-Management”, sagt Antonio Font vom Balearischen Naturschutzbund GOB. Vor weiteren Bauaktivitäten sollte man seiner Meinung nach „eine Reihe von illegalen Bauten entlang der Küste” beseitigen.

Die Nautikbranche der Insel und besonders die ansässigen Firmen in Port Adriano halten die Erweiterung dagegen für dringend notwendig und längst überfällig. Viele der künftigen Liegeplätze sind bereits jetzt verkauft. „Amarres” für Superyachten bis zu 60 Meter Länge sind auf Mallorca absolute Mangelware. Allein für die Instandhaltung der Millionenpötte wird jährlich mit einem Umsatz von zehn bis 15 Prozent ihres Kaufpreises gerechnet - da kommen pro Schiff locker um zwei Millionen Euro an Wartungskosten zusammen. Auch werde das neue Liegeplatzangebot den Verkauf großer Yachten fördern, sagt Günter Büttner, der seit drei Jahren in Port Adriano Sunseeker-Yachten vertreibt.

Ein zweites Puerto Portals, wo sich internationale Schickeria mit Nightlife-Schwärmern aus Palma trifft, werde Port Adriano aber nicht werden. Die Klientel in Port Adriano sei diskreter, genieße den Luxus lieber im exklusiven Kreis, bescheibt Büttner.

Gepflegten Luxus ohne Rambazamba will Port Adriano auch künftig bieten. Ein „einzigartiger Hafen im Mittelmeer” wird der Yachtclub auch durch den Eingriff des Designers Philippe Starck werden, verspricht Patricia Fernández, Pressesprecherin des Hafenbetreibers Ocibar. Der Franzose werde „das traditionelle Konzept dieser Art von Installationen neu definieren, dem Leben im Hafen und den Menschen Priorität geben”. Autos sollen unsichtbar werden und visuelle Barrieren, die den Blick auf die Landschaft versperren, verschwinden. Ein Detail, das bereits bekannt wurde, ist die Schaffung eines schwimmenden Holzstegs als Verbindung zur neuen Mole in Form einer Welle, in den ein Pool integriert wird.

Die Hafenerweiterung besteht also nicht nur aus dem Bau neuer Liegeplätze - ihre Zahl erhöht sich damit auf 486 und bleibt unter der von Portals oder Santa Ponça -, sondern auch aus der Schaffung von 470 neuen Parkplätzen, einer Servicefläche von 10.000 Quadratmetern, einem 20-Tonnen-Travellift, der Ausweitung des Laden- und Restaurantbereichs, einer Rampe für kleine Boote und einer neuen Segelschule, in die die einheimischen Kinder integriert werden sollen.

Die neue Mole, die parallel zur alten gebaut wird, soll aus 15 Meter hohen, hohlen Betonquadern zusammengesetzt werden, die einzeln in Castellón gefertigt und im kommenden Frühjahr auf dem Luftweg nach Mallorca geschafft werden sollen. Montiert wird das über 500 Meter lange Dock an Land und anschließend im Meer versenkt. An ihrem Bestimmungsplatz werden die Hohlräume mit schwerem Material gefüllt und verankert. Spätestens dann wird im 1992 gebauten Port Adriano eine neue Ära beginnen.