Noch bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zählte Mangold zu der
Deutschen liebsten Gemüsen. Doch als der Spinat, botanisch ein
Verwandter, aus dem arabischen Raum eingeführt wurde, wendete sich
das Blatt langsam. Das endgültige Nachsehen hatte der Mangold,
nachdem die Wissenschaft nicht müde wurde, den hohen Eisengehalt
des Spinats zu rühmen – der freilich so rühmlich gar nicht war.
So verschwand der Mangold in der kulinarischen Versenkung.
Völlig zu unrecht, denn seine Inhaltsstoffe, so die Italiener – die
ihm, wie die Franzosen, stets die Treue hielten – ersetzen nicht
nur eine halbe Apotheke, sondern im Geschmack kann er durchaus mit
dem Spinat konkurrieren, er ist etwas würziger und nussiger.
Mangold gehört zur Familie der Rüben, doch werden von ihm nicht die
Knollen, sondern Blätter und Stängel zubereitet.
Da sich Sand und Erde gerne zwischen den unteren Blattrippen
festsetzen, ist Mangold, nachdem die Blätter vom Wurzelansatz
geschnitten sind, mehrmals und gründlich zu waschen. Danach werden
die Blätter von den Stielen geschnitten, da letztere eine um ca. 3
Minuten längere Garzeit haben. Gedünstete Stiele (gekocht werden
sollte Mangold nach Möglichkeit nicht, weil sein recht hoher Gehalt
an Vitamin C sonst schnell ausgeschwemmt wird) oxidieren durch den
Kontakt mit Luft, sie werden bräunlich und glasig, sollten daher
schnellstmöglich weiterverarbeitet werden. Säure, die sich
ausgeprochen gut zum Mangold macht, darf erst nach Ende des
Garprozesses beigegeben werden, ansonsten färben sich die grünen
Blätter unansehnlich braun.
„Topi”, wie ihn die Badener liebevoll nennen, ist ein wahrer
Glücksfall nach einem opulenten Mahl – ein Digestif, gebrannt aus
der Knolle der Topinambur.
Ansonsten kommt der Knolle, die nach dem 30-jährigen Krieg
langsam, aber sicher von der Kartoffel verdrängt wurde, eine
Außenseiterrolle zu.
Benannt ist sie nach dem indianischen Stamm der Topi in Nouvelle
France, im heutigen Kanada. Seefahrer oder vielleicht eine
indianische Delegation, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts am
französischen Hof weilte, werden sie nach Europa gebracht haben.
Wie Steckrübe und Karde gedeiht auch sie am besten auf kargen
Böden. Ihr Geschmack ähnelt einer Mischung aus Nuss und
Artischocke, die faustgroß werdende Knolle schimmert von Weiß bis
Violett, sie ist ähnlich bizarr und schrumpelig geformt wie die des
Ingwers. Die Blüten des Topinambur strahlen von September bis in
den Spätherbst in leuchtendem Sonnenblumengelb.
Topinambur enthält zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe,
daneben bis zu 16 Prozent „Inulin”, ein Stoff, der – vom Körper in
Fructose umgewandelt – die Insulinproduktion ankurbelt und den
Appetit zügelt. Wird die schmackhafte Knolle roh an Salate gegeben,
verhindern einige Spritzer Zitronensaft das braune Anlaufen.
Ansonsten sollte Topinambur am besten gedünstet werden, denn Kochen
entzieht ihm zuviel von seinem Aroma.
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