„Müllkippen sind schrecklich”, ereifert sich Guillem Riera, Chef
der Inselratsbehörde, die für Mallorcas Müllentsorgung zuständig
ist. Müllberge seien von allen Möglichkeiten zur Müllentsorgung die
schlechteste Lösung, weil sie die Umwelt durch die Kontamination
von Böden und Gewässern, vor allem aber durch den Ausstoß von
Methangas belaste. „Und das ist viel schlimmer als Kohlendioxyd.
Würden wir alle Müllkippen Europas schließen, könnten wir Kyoto
locker erfüllen”, so Riera weiter.
Was der Beamte als „Dritte-Welt-mäßig” bezeichnet, war bis vor
wenigen Jahren auf Mallorca noch gang und gäbe: Bis vor 15 Jahren
landete einfach alles auf den 43 über die Insel verteilten
Müllkippen. Nach und nach wurden sie bis auf die Halde in Son Reus
(bei Palma) geschlossen - dort sind die Reste des Wohlstands auf
einem 170.000 Quadratmeter großen Areal inzwischen 35 Meter in die
Höhe gewachsen.
„Jedes Jahr produzieren wir mehr Abfall”, sagt Riera. Jeden Tag
landen auf Mallorca 1200 Tonnen Müll im Abfalleimer oder im
Container. 2006 wurden 711.310 Tonnen Müll eingesammelt – sieben
Prozent mehr als im Vorjahr. Für die Menge sind nicht nur die rund
800.000 Einwohner der Insel verantwortlich, sondern auch Millionen
von Urlaubern.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es je nach Regierungsbildung
unterschiedliche Konzepte für die Abfallwirtschaft. Die
Müllverbrennungsanlage schaffte im vergangenen Jahr bei voller
Auslastung 45 Prozent der anfallenden Müllmenge aus der Welt – fast
jedenfalls. Was übrig bleibt, ist ein wachsender giftiger
Ascheberg, der von Umweltschützern kritisiert wird. Diesem Problem
wird man laut Riera inzwischen dadurch Herr, dass man die Asche in
Zement bindet und auf dem Gelände von Son Reus deponiert -
mindestens für die nächsten 25 Jahre sei dort Platz genug.
Was die Schadstoffemissionen der Müllverbrennungsanlage
anbelangt, sehen weder der Inselrat noch die Umweltschutzgruppe GOB
ein Problem: Die Anlage sei mit modernen Filtersystemen aufgerüstet
worden und die Abgasnormen für solche Anlagen seien weitaus
strenger als etwa für die privaten Kraftwerke zur Energiegewinnung.
Laut GOB-Mitarbeiterin Margalida Ramis haben Luftmessungen des
Inselrats in Zusammenarbeit mit der Balearen-Universität in der
Nähe von Son Reus keinen Grund zur Sorge gegeben. Um die Müllkippe
von Son Reus wie geplant bis zum Jahr 2010 schließen zu können,
denn dort sind im vergangenen Jahr noch gut ein Viertel des
gesamten Abfallaufkommens gelandet, sollen zwei neue
Verbrennungsöfen gebaut werden.
Das getrennte Sammeln von Glas, Altpapier, Verpackungsmüll und
organischen Abfällen hat auf Mallorca noch eine relativ junge
Geschichte. Seit etwa fünf Jahren wird das Recycling einigermaßen
flächendeckend durchgeführt. Doch so richtig durchgesetzt hat es
sich in der Tat und in den Köpfen der Bürger offenbar noch nicht:
Der Anteil der wiederverwerteten Abfälle machte 2006 29 Prozent aus
bestehend aus 110.000 Tonnen organischem Müll, 69.000 Tonnen
Altpapier, 16.000 Tonnen Glas und 6000 Tonnen
Verpackungsabfall.
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