Einen Tag nach der im versöhnlichen Tone gehaltenen
Regierungserklärung von Ministerpräsident Francesc Antich zur Lage
der Autonomen Region ist am Mittwoch die Politik auf den Balearen
in Bewegung geraten. Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitug
„El País” plante die Regierung insgeheim, am Freitag ein Moratorium
bekanntzugeben, um die weitere Bebauung für besonders bedrohte
Küstenabschnitte und Naturgebiete zu unterbinden. Das Vorhaben
sollte den Angaben zufolge per Eil-Dekret so schnell wie möglich in
Kraft gesetzt werden.
Auf der Insel war dadurch bis MM-Redaktionsschluss die
Gerüchteküche massiv am Brodeln. Nach Recherchen der spanischen
Tageszeitung „Ultima Hora” handelte es sich jedoch nicht um einen
allgemeinen Baustopp, wie er in der Vergangenheit wiederholt auf
der Insel angewandt worden war. Vielmehr ging es um den Schutz von
drei oder vier punktuellen Regionen auf Mallorca, um die teils seit
Jahren ein Polit-Streit tobt. Eingebettet seien die Maßnahmen in
das geplante Gesetz der dringenden Stadtplanungsmaßnahmen, das
Francesc Antich am Dienstag in seiner Regierungserklärung erstmals
angesprochen hatte. Nach seinen Worten sollte das Gesetzesvorhaben
dazu dienen, die Spekulation mit Grundstücken in direkter
Nachbarschaft von Großprojekten zu unterbinden. Der
Ministerpräsident hatte sich dabei auf den Klinikneubau von Son
Espases bezogen.
Als weitere Punkte, die durch das Eildekret geschützt werden
sollen, wurden in den Spekulationen vom Mittwoch Palmas
Feuchtgebiet Ses Fontanelles sowie eine noch jungfräuliche Bucht
auf Mallorca genannt.
Die Bauvorhaben von Ses Fontanelles waren ähnlich wie Son
Espases Wahlkampfthema. Die bereits erteilten Baugenehmigungen
sollen den Angaben zufolge jedoch so gut wie unanfechtbar sein.
In ihrem Bestreben, den Landschafts– und Küstenschutz
auszubauen, sieht sich die Balearen-Regierung auf einer Linie mit
der spanischen Zentralregierung. Eine Studie des Umweltministeriums
in Madrid hatte auf Mallorca 730 Verstöße gegen das 1988
verabschiedete Gesetz zum Schutz der Küste festgestellt. Bei den
meisten Beanstandungen in erster Meereslinie handelt es sich um
Schwimmbecken, Strandkioske, Parkplätze, Bootsschuppen oder
Bauruinen von Häusern und Hotels.
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