Ein Prosit, ein Prosit – der Gemütlichkeit!”
Die Welt sieht blau-weiß in diesen Tagen – auch auf Mallorca.
„Oktoberfest ist im Moment einfach wahnsinnig ,in'”, meint Werner
Wiedemann, der zusammen mit Jochen Mörz, einem der größten
Bierzeltveranstalter Bayerns, vom 10. bis 14. Oktober in Peguera
das „erste original Oktoberfest” ausrichten wird.
Angesagt ist die bayerische Zünftigkeit allemal: Immer mehr
Restaurants und Wirtshäuser schreiben urige Gemütlichkeit und
Schunkelmusik auf ihre Fahnen. Im „S'Olivera” in Llucmajor gab es
am Wochenende einen bayerischen Brunch und Augustiner vom Fass –
einen Tag zuvor hatten Wiesnfans in der „Nixe” in Port d'Andratx
ihren Spaß.
Drei Tage Zünftigkeit natürlich auch im „Bayern– stüberl zum
Hermann” in Peguera. „Ich war einer der Ersten, die auf der Insel
zum Oktoberfest was gemacht haben”, erinnert sich der Niederbayer
Kaml Hermann. „Es ist einfach immer wieder eine Bombenstimmung, das
Weiß-Blau zieht immer.” Hermann weiß, wovon er spricht, hat früher
als Musiker auf der Wiesn eingeheizt, 1975 trat er sogar bei einem
Oktoberfestableger in Kanada auf. „Die Kanadier feiern sogar noch
besser als wir, gehen noch mehr mit”, erinnert er sich.
Die Oktorberfeste auf der Insel scheinen mehr als überfällig,
denkt man an den starken Deutschlandbezug Mallorcas. Denn rund um
den Erdball gibt es etwa 2000 Abwandlungen der wilden Wiesntage: Im
brasilianischen Blumenau genauso wie im Jemen, Namibia, Bangkok
oder Australien, ganz besonders deftig feiern die Texaner. Und die
Thai-Airways erlaubt sich desweilen, zu Wiesn-Zeiten ein
bayerisches Bordmenü von Stewardessen in Dirndln zu reichen.
Der Deutsche Sozial und Kulturverein feiert am 6. Oktober sein
traditionelles Oktoberfest am Strand von Santa Ponça mit
Grillwürsten, Fassbier und hausgemachten Salaten ab 11.30 Uhr. Im
Golfclubhaus des Mariott Son Antem werden vom 2. bis 7. Oktober
Münchner-Spezialitäten gereicht, bis zum 30. Oktober stehen die
Leckereien in der „Pfeffer Mühle” an der Playa de Palma auf der
Karte: Eisbein, saure Nierchen, Leberknödel oder Ochsenbrust –
alles direkt aus Deutschland importiert, versichert Inhaber Jürgen
Pietsch. Das ist auch das komplette Programm beim Fest in
Peguera.
Fünf Lastwagen warten bereits in Barcelona auf ihre
Verschiffung, ab Samstag wird mit dem aufwendigen Aufbau des
2500-Mann-Zeltes begonnen. Nur die 30 bayerischen Damen, die die
Maßkrüge stemmen werden, sind gerade noch in München im Einsatz.
„Das Fest ist gedacht als aktive Völkerverständigung”, erklärt
Werner Wiedemann, deswegen ist das Fest auch zeitlich nach hinten
und um den „Día de la Hispanidad” am 12. Oktober gelegt worden:
Damit auch alle Spanier Zeit haben, sich auf ein Bier und eine
Brotzeit niederzulassen. Gleichzeitig findet neben dem Zelt auch
die große Messe „Fira de Mallorca” statt.
Als Einstimmung war Wiedemann, der vom Tegernsee kommt, mit
einem Vier-Mann-Gremium der Gemeinde Calvià am Eröffnungswochenende
in München, um sich das 44 Fußballfelder große Original, zu dem
sechs Millionen Menschen erwartet werden, anzusehen. Seinen
Ursprung hat das Münchner Fest übrigens in der Hochzeit von Bayerns
Kronprinz Ludwig 1810. Das Volk durfte fünf Tage lang mit ihm
feiern – mit Bier und Brotzeit auf einer Wiese vor den
Stadttoren.
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