Die Verteuerung von Milch-, Fleischund
Getreideprodukten, die derzeit europaund weltweit zu beobachten
ist, wird an Mallorca nicht spurlos vorübergehen. Im Gegenteil, die
Insellage wird die Waren im Vergleich zum Festland aufgrund der
Transportkosten zur See wie bisher zusätzlich verteuern. Ähnlich
wie im deutschen Handel, wo für Molkereiprodukte ein Preissprung
von 30 bis 50 Prozent registriert wurde, rechnen Handelsexperten
auch auf Mallorca mit einem Anstieg der Preise für Milch (um 20 bis
30 Prozent) und Getreideprodukte wie Nudeln (um bis zu 50 Prozent).
Der Verband der Hotelketten auf Mallorca hat seine Mitglieder
aufgefordert, die inflationäre Entwicklung bei den
Zimmerpreis-Verhandlungen für die Saison 2008 entsprechend zu
berücksichtigen.
Kaum ein anderes Verbraucherthema hat in den vergangenen Wochen
für so viel Aufsehen gesorgt wie die gestiegenen Milchpreise.
Ausgelöst wurden sie durch eine Verknappung des tierischen
Rohstoffs am Weltmarkt. Der Wunschtraum des chinesischen
Ministerpräsidenten Wen Jiabao, jeder Chinese, besonders die jungen
Generationen, sollten täglich einen halben Liter zu sich nehmen
können, ist dabei lediglich die Schaumkrone einer steigenden
Nachfrage nach Milchprodukten im asiatischen Riesenmarkt.
Doch nicht nur chinesischer und indischer Durst nach Milch
treibt die Preise hoch. Mit der Verknappung von Weizen und Getreide
am Weltmarkt steigen die Produktionskosten der Tierzüchter. Seit
2000 hat sich der Preis für Weizen nahezu verdoppelt. Missernten in
der Ukraine und Dürre in Australien tun ein Übriges, um den Markt
zu verengen. Hinzu kommt, dass Gerste und Weizen verstärkt zur
Produktion von Biodiesel verwendet werden und so dem Markt als
Lebensmittel entzogen werden.
Der Preisanstieg bei den Molkereiprodukten erfreut Mallorcas
Milchbauern indes nicht, die Hausse geht an ihnen vorbei. Die
gebeutelte Branche sieht sich seit Jahren im Niedergang und hat nun
mit rapide steigenden Kosten für das Tierfutter zu kämpfen. Mit
seiner vollautomatischen Melkmaschine ist der Bauernhof von Juan
Burguera bei Campos der modernste Molkereibetrieb auf den Balearen.
„Doch wenn wir unsere eigene Milch nicht seit zehn Jahren zu Käse
verarbeiten würden, stünde hier keine einzige Kuh mehr”, sagt der
Landwirt. Seit 20 Jahren sei der Abnahmepreis für die Milchbauern
kaum gestiegen, umgerechnet lediglich von 29 auf 30 Eurocent pro
Liter. Viele gaben deshalb auf, schlachteten ihre Kühe. Noch vor 30
Jahren zählte Mallorca 16.000 Milchkühe, heute seien es lediglich
5000.
Dagegen stieg der Preis für das Tierfutter wie Gerste allein
seit November um 30 Prozent. Zahlte Juan Burguera vor 20 Jahren
noch 16 Eurocent pro Kilo Tierfutter, sind es derzeit 22. Bis zum
Jahresende werde der Preis selbst für ein preiswertes
Getreidefutter wie Gerste auf etwa 36 Eurocent pro Kilo steigen,
prognostiziert Burguera düster. Mit ihrem Hunger nach Futter gut
200 Kilo am Tag – fressen die 80 Kühe angesichts des Preisanstiegs
die Gewinnmarge kräftig an.
Der Familienbetrieb könne sich nur halten, weil er auch den
Mehrwert durch die eigene Käseproduktion einnehme. Die neue
Nachfrage in China werde den Niedergang der Milchwirtschaft auf der
Insel vielleicht abbremsen, aber nicht umkehren. „Die Milchpreise
auf Mallorca sind stark gestiegen – aber nur für die Kunden im
Supermarkt”, sagt Burguera. „Die Bauern haben nichts davon.”
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