Mimmo Paladino ist meiner Meinung nach der
wichtigste zeitgenössische Künstler Italiens”, sagt Pep Pinya,
Gründer und Inhaber des Centre Cultural Contemporani Pelaires. „Er
ist für Italien, was Antoni Tàpies für Spanien ist. Beide haben die
zeitgenössische Kunst nachhaltig beeinflusst.” Pep Pinya zeigt eine
große Anthologie mit mehr als sechzig Arbeiten des Künstlers, der
Maler, Bildhauer, Architekt und Regisseur ist, aus den Jahren 1989
bis 2007 – Malerei, Skulpturen, Zeichnungen und Terrakotto–Reliefs.
Dazu einige Grafiken, die Paladino im Rahmen seiner Tätigkeit als
Filmregisseur zum Thema „Don Quijote” schuf. Sein Film kommt im
September in Palma in die Kinos. Die Don-Quijote-Blätter entstanden
eigens für Pelaires.
Der 1948 in Paduli geborene Mimmo Paladino wird – gemeinsam mit
Sandro Chia, Francesco Clemente, Enzo Chucchi und Nicola de María –
zur „Arte Cifra” gezählt, eine Kunstrichtung, die sich mit
mystisch-symbolischer Bildsprache beschäftigt. Mit ihnen gründet er
die Künstlerbewegung „Transvanguardia”.
Paladino kommt früh mit Kunst in Berühung, besucht schon 1964
die Biennale in Venedig, wo er von den Werken von Claes Oldenburg
und Jim Dine beeindruckt ist. Er studiert an der Kunstschule von
Benevent, beginnt sein Schaffen mit ungegenständlicher Malerei, oft
als Collage. In dieser Zeit verehrt er vor allem die Arbeiten von
Paul Klee und Max Ernst. Er beendet seine Studien 1968 und versteht
sich seither als „Autodidakt”.
Ein wiederkehrendes Motiv sind maskenartige Gesichter, oft mit
geschlossenen Lidern und hohlen Augen. Hände und Tiere sind
ebenfalls Themen, die sich wiederholen. Das Rätsel des Todes ist
ihm immer wieder Beschäftigung wert.
In den frühen 70er Jahren widmet er sich ausschließlich dem
Zeichnen, hat 1977 seine erste Ausstellung in Neapel. Er entwickelt
die Idee des ganzheitlichen Zeichnens, in dem er eine ganze Wand
freskoartig mit Zeichnungen bedeckt.
Zur Verstärkung des Ausdrucks mytholgischer Motive setzt
Paladino in den 80er Jahren auch Objekte in seine Bildwerke ein;
parallel dazu entstehen auch große Skulpturen. Eine skulpturenhafte
Oberflächengestaltung ist in allen Werken zu erkennen, vor allem in
den Terrakottareliefs aus den Jahren 1998. Sie hängen im ersten
Stock.
Mimmo Paladino begibt sich in seinen Arbeiten zu den Anfängen,
zu den ästhetischen Wurzeln in alten Kulturen der Griechen, Römer,
Ägypter, Phönizier; nicht umsonst hat er großes Interesse an
archäologischen Ausgrabungen. Seine Motive reichen von christlicher
Kunst bis zur klassischen Mythologie. Auch bei Pelaires ist eine
Arbeit zu sehen, die an die ägyptischen Gräber des Apisstiere
denken lässt.
Bemerkenswert ist die große Bandbreite des Künstlers an
Techniken wie Bronzeskulpturen – besonders schön die drei großen
Bronzekugeln im Patio des Kulturzentrums –, Rundbilder auf Papier
mit Acryl und Blattgold, Zeichnungen und großen Bildern auf
Leinwand, mal Ton in Ton, mal überaus farbig. Gleich am Eingang
sehr geometrische Wandbilder mit Skulpturen in Silber.
Gemeinsam ist allen Arbeiten das Rätselhafte, das Verborgene,
das Poetische.
Mimmo Paladino im Centre Cultural Pelaires, Palma, Via Verí.
Geöffnet bis November.
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