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Mallorca - Das touristische Komplementärangebot auf Mallorca ist um zwei Attraktionen reicher. Vergangene Woche eröffnete das „Haus von Katmandu”, eine Mischung aus Abenteuerspielplatz und Museum in Magaluf. Am Freitag, 8. Juni, werden die ersten Besucher im neuen Palma Aquarium in El Arenal erwartet. Rund 20 Millionen Euro haben sich die Investoren das auf dem Kopf stehende Haus der Yetis kosten lassen. 42 Millionen Euro wurden in das Aquarium investiert. Die beiden Betreibergesellschaften hoffen auf jeweils 300.000 und 400.000 Besucher pro Jahr.

Ob die betriebswirtschaftliche Rechnung aufgeht, muss sich zeigen. Mallorca kommen die neuen Freizeitanlagen jedenfalls zugute. Davon ist der Präsident des mallorquinischen Fremdenverkehrsverbandes, Álvaro Middelmann, überzeugt. „Die Urlauber wollen zunehmend mehr als nur Sonne und Meer. Von daher ist es natürlich in unserem Interesse, wenn private Investoren sich auf dem Komplementärsektor engagieren.” Außerdem sei es begrü- ßenswert, dass die neuen Einrichtungen nicht nur auf Hochsaisonurlauber zielen, sondern ganzjährig geöffnet sind.

Ein erweitertes Freizeitangebot mache Mallorca als Destination attraktiver, hebe die Insel von der Konkurrenz ab und sei mitunter durchaus eine Entscheidungshilfe für Unentschlossene, die sich noch nicht definitiv für ein Reiseziel entschieden haben. Allerdings, so Middelmann, müssten die Anlagen auch inselkonform sein, sprich, zu Mallorca passen und dürften nicht seitens der Bevölkerung auf Ablehnung stoßen.

Mit dem Haus von Katmandu und dem Palma Aquarium bekommen nicht nur Einheimische und Urlauber ein neues Freizeitangebot, sondern auch der Platzhirsch der Szene Konkurrenz. Der Gruppe Aspro Ocio gehören auf Mallorca inzwischen drei der insgesamt vier Wasserparks. Erst Mitte März dieses Jahres kaufte der Freizeitkonzern den Western Water Park der Cursach-Gruppe (unter anderem Megapark) für 36'55 Millionen Euro ab und entledigte sich damit eines durchaus erfolreich agierenden Mitstreiters. Insgesamt nennt der Konzern 32 Freizeitanlagen in ganz Europa sein Eigen. Darunter auch das Marine Land in Costa d'en Blanes im Gemeindegebiet von Calvià.

Außer dem Giganten und den beiden Neuen versuchen auch noch zahlreiche andere, nicht auf Party und Night-Life ausgerichtete Firmen auf der Insel ein Stück vom Komplementärkuchen abzubekommen. Wer Lust auf nichtalkoholische Feuchtfröhlichkeit hat, kann sich im Wasserpark von Alcúdia austoben. Einblick in die Unterwelt bieten vier touristisch erschlossene Tropfsteinhöhlen. Rasante Runden können auf diversen Kartparcours gedreht werden. Tierisch geht es im Safari Park bei Sa Coma, dem Freizeitpark Galatzó bei Puigpunyent und dem Natura Park bei Santa Eugènia zu. Einblick in das Mallorca von anno dazumal bietet das Landgut La Granja, unweit von Esporles. Hunderte weitere kleine Firmen sind im Wassersport, Wandern, Radfahren, bei Bootstouren, im Extremsport und anderen Freizeitbereichen tätig und hoffen auf eine zunehmende Klientel.

Der Sektor ist dabei durchaus erfindungsreich und immer auf der Suche nach Nischen. Aber nicht alle unternehmerischen Anstrengungen sind und waren von Erfolg gekrönt. So eröffnete im Mai 2003 das viele Millionen Euro teure Green Planet auf dem Gelände des Festival Parks bei Marratxí seine Tore. Aber bereits eineinhalb Jahre später hatte es sich mit dem angeblich größten Terrariums Europas bereits ausgeschlängelt.

Auch Mallorcas erstes und bislang einziges touristisches Untersee-Boot ist nach jahrelangen Tauchgängen 2005 für immer abgetaucht.
Andere Investoren scheiterten bereits im Vorfeld mit ihren Projekten. Eine dänische Gruppe wollte vor einigen Jahren einen gigantischen Themenpark - in der Art eines Port Aventura - bei Inca errichten. Die Nordlichter scheiterten aber an den lokalen und kommunalen Behörden. Auch ein zweiter Versuch, den Vergnügungskomplex im Gemeindegebiet von Calvià zu erstellen, wurde negativ beschieden.

„Meiner persönlichen Meinung nach war die Ablehnung des Themenparks, egal ob in Inca oder woanders, eine richtige Entscheidung”, meint Álvaro Middelmann. Großprojekte dieser Art seien für Mallorca nicht realistisch, da völlig überdimensioniert. „Die passen hier einfach nicht in die Landschaft. Auch nicht in die touristische.”